Bruderland ist abgebrannt
Angelika Nguyen, Deutschland 1991, 28', Deutsch und Vietnamesisch mit englischen Untertiteln

1989 lebten über 90.000 ‚Vertragsarbeiterinnen‘ und ‚Vertragsarbeiter‘ aus den sogenannten ‚Bruderländern‘ in der DDR. Etwa zwei Drittel davon kamen aus Vietnam. Die Arbeitsverträge, die sie mit den DDR-Behörden abgeschlossen hatten, verloren im Zuge der deutschen Einheit ihre Gültigkeit. Viele wurden schon kurz nach dem Mauerfall arbeitslos und verloren ihre Unterkünfte in Wohnheimen. Der zunehmende Rassismus und die strukturelle Ausgrenzung erschwerten die unsichere Lage der ehemaligen ‚Vertragsarbeiter‘, während sie nach einem Ausweg und einer Zukunftsperspektive im vereinten Deutschland suchten.

Angelika Nguyens Film entstand in dieser Zeit und gilt als eines der frühesten und seltenen filmischen Dokumente dieser Umbruchszeit, die auch für die vietnamesische Community in Ostberlin existenziell verunsichernd war. In Nguyens Film wird der Flughafen der DDR in Schönefeld zum Schauplatz tragischer Ereignisse. Er ist ein Ort des Abschieds für diejenigen, die mehr oder weniger gezwungen waren, nach Vietnam zurückzukehren.

Sorge 87 
Thanh Nguyen Phuong, Deutschland 2018, 10', Deutsch und Vietnamesisch mit englischen Untertiteln

In Sorge 87 erinnert sich Thanh Nguyen Phuong mit animierten Stoffdrucken an die ‚Vertragsarbeiterinnen‘ und ‚Vertragsarbeiter‘, die aus Vietnam in die DDR kamen. Ein vietnamesisches und ein deutsches Paar blicken zurück auf die Zeit, in der sie in der sächsischen Kleinstadt Werdau zusammenlebten. Sorge hieß das Viertel, in dem die Filmemacherin als Kind mit ihren Eltern wohnte. 1987 wurden hier für die Unterbringung vietnamesischer Textilarbeiter*innen mehrere Neubauten errichtet. Ihr Alltag spielte sich zwischen Wohnsiedlung, Sprachschule und Fabrik ab und war von Anpassungsschwierigkeiten und kulturellen Missverständnissen begleitet. Aber auch ein Kino, in dem vietnamesische Filme in Originalsprache gezeigt wurden, gehörte zu dieser Welt. Der autobiografisch inspirierte Kurzfilm wurde von der Filmemacherin mit zusätzlichen Interviews, Bild- und Textmaterialien zu einem interaktiven Dokumentationsprojekt weiterentwickelt, das unter sorge87.de abrufbar ist. 

Bonne Nuit Papa
Marina Kem, Deutschland, Kambodscha 2018, 31', Deutsch mit englischen Untertiteln

Bonne Nuit Papa ist ein Film über Versöhnung, Abschied und Verbundensein. Er dokumentiert Marina Kems Suche nach der Geschichte ihres Vaters. Ein Vater, der ihr doppelt fremd war; fremd durch seine kambodschanische Herkunft, fremd in seinem Schweigen. Dr. Ottara Kem hatte nie über seine Heimat gesprochen. Doch auf dem Sterbebett wünschte er sich, in Kambodscha begraben zu werden. Für die Tochter beginnt damit eine intensive, versöhnliche und poetische Reise. Auf den Spuren seines Lebens gelangt sie immer tiefer in die Geschichte der Ideologiekriege und findet am Ende eine neue Familie und Versöhnung mit ihren Wurzeln.