Bernardo Kucinski: K. oder Die verschwundene Tochter

Aus dem Portugiesischen von Sarita Brandt
Transit Buchverlag 2013
(K.; Expressão Popular, São Paulo 2012)

Das Buch

São Paulo während der Militärdiktatur in den siebziger Jahren. Eine Tragödie nimmt ihren Lauf: Seit vielen Tagen wartet K. auf ein Lebenszeichen seiner Tochter, eine Dozentin, die seit zwei Wochen nicht mehr an der Universität erschienen ist. Er fragt Freunde, Bekannte, Polizei – bis er auf Umwegen schließlich von ihrem Doppelleben und ihrer verdeckten politischen Arbeit erfährt. Wie konnte einer wie er, gezeichnet von den politischen Umständen im Polen der dreißiger Jahre, die Augen verschließen vor dem Aufruhr der neuen Zeit, vor den auffälligen Indizien im Verhalten seiner Tochter, die er so gut zu kennen glaubte? Sein Leben danach gerät zur Suche, die Erinnerungen an seine eigene Jugend und andere Lebensphasen provoziert und in der Kucinski überraschend und ernsthaft individuelle, brasilianische und europäische Geschichte verbindet.

Bernardo Kucinski, Foto: privat

Der Autor

Bernardo Kucinski, 1937 in São Paulo als Sohn einer polnisch-jüdischen Einwandererfamilie geboren, arbeitet als Wissenschaftler und Journalist und war nach dem Ende der Diktatur lange Jahre enger Berater des Präsidenten Lula da Silva. Er veröffentlichte zahlreiche politische und wissenschaftliche Bücher. K. oder Die verschwundene Tochter ist sein erster Roman, für den er in Brasilien zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat.

Zuletzt auf Portugiesisch erschienen:
Cartas a Lula
Ediҫões de Janeiro, Rio de Janeiro 2014

Alice: Não mais que de repente
Rocco, Rio de Janeiro 2014

Sarita Brandt, Foto: privat

Die Übersetzerin

Sarita Brandt, geboren 1945 in Montenegro, RS, hat in Porto Alegre, São Paulo und Berlin Philosophie, Pädagogik und Portugiesisch studiert. Sie ist Konferenzdolmetscherin und Literaturübersetzerin. Zu ihren Übersetzungen (Prosa, Lyrik, Essays) zählen Werke renommierter Autoren, u.a. Clarice Lispector, José Saramago, João de Jesus Paes Loureiro, Sebastião Uchoa Leite, Maria Isabel Barreno, Ana Luísa Amaral, Vasco Graça Moura, Hannah Höch und anderen.

Zuletzt erschienen:
Tierra, Pedro: Zeit der Widrigkeiten, Gedichte
Geração, São Paulo 2013, aus dem Portugiesischen von Curt Meyer-Clason und Sarita Brandt

Maria Isabel Barreno: Der Tugendkreis. Erzählungen.
Fischer 1999, aus dem Portugiesischen von Sarita Brandt
(O circulo virtuoso, Caminho, Lissabon 1996)

José Saramago: Der Stuhl und andere Dinge. Erzählung.
Rowohlt 1995, aus dem Portugiesischen von Sarita Brandt und Andreas Klotsch
(Objecto quase, Moraes Editores, Lissabon 1978)

Clarice Lispector: Von Traum zu Traum
Rowohlt 1992, aus dem Portugiesischen von Sarita Brandt
(A cidade sitiada, Editora A Noite, Rio de Janeiro 1948)

Jurykommentar
zur Shortlist-Nominierung 2014

„Bernardo Kucinski hat einen ergreifenden Roman über den Schmerz geschrieben, die Verwandlung eines Vaters, der mit dem Verlust der Tochter nicht fertig wird. Die Tochter wird Anfang der 1970er Jahre von Schergen der brasilianischen Militärdiktatur entführt. Der Vater versucht vergeblich, sie zu finden. Über Jahre verändert ihn die Suche, lässt als einziges Lebensthema den Verlustschmerz zu. Sarita Brandt hat diesen eindringlichen Roman in ein nicht weniger eindringliches Deutsch übertragen.“