Gespräch

Afghanistan, Pakistan und Kaschmir: Mörderische Aufbrüche, vergessene Kriege

Das Jahr 1989 im Bogen zwischen Zentralasien und Kaschmir

Sa 21.2.2009
20.30h
Eintritt frei

Die Journalisten Faheem Dashty, Chefredakteur der Kabul Weekly, Ejaz Haider, Friday Times (Pakistan), und der Iranist Professor Bert Fragner, Akademie der Wissenschaften in Wien, im Gespräch mit Navid Kermani.

1989 ereigneten sich dramatische Umbrüche im Süden des sowjetischen Reichs: Nach zehnjähriger Besatzung verlassen im Februar die letzten sowjetischen Truppen Afghanistan. Der inner-afghanische Krieg, der daraufhin einsetzt, dauert bis heute an, und ein Ende ist nicht absehbar. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlangen in Zentralasien zahlreiche Staaten ihre Unabhängigkeit, jeder ein Konflikt für sich: autoritäre Regime, Bürgerkriege, ethnische Spannungen, Menschenrechtsverletzungen, das Eindringen der konservativ-dogmatischen wahhabitischen Strömung des Islam. In Tadschikistan kämpfen säkulare und religiöse Kräfte zusammen gegen die postsowjetischen Herrscher. Bis 1997 zieht sich der dann folgende Bürgerkrieg, der 100.000 Tote fordert und über eine halbe Million Menschen in die Flucht schlägt. Ähnlich viele Opfer fordert bis heute der Aufstand in Kaschmir, der 1989 nach einer Serie offenkundiger Fälschungen bei den Regionalwahlen ausbricht: Weil mit Indien und Pakistan zwei Atommächte beteiligt sind, nannte Bill Clinton Kaschmir den gefährlichsten Konflikt der Welt.


Außerdem:

Osama (Film) Sa 21.2., 14.30 h Mehr ...

A Season Outside (Film) Sa 21.2., 20 h und Mi 25.2., 20 h Mehr ...


Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gesprächs

Faheem Dashty, Journalist, Kabul. Studierte Politologie an der Kabul University, Kabul/Afghanistan. Wegen seiner engen Bindung an den Führer der Nordallianz Ahmad Shah Massoud floh er 1989 aus Afghanistan mit Stationen in Iran, Tadschikistan, Usbekistan, Frankreich und Pakistan. 2001 befand er sich in der Nähe des Kommandeurs, als dieser einem Anschlag zum Opfer fiel. Dashty überlebte mit schweren Verletzungen. Nach einer Behandlung im Ausland übernahm er 2002 die ursprünglich von Massoud gegründete dreisprachige Zeitung Kabul Weekly. Die Zeitung, für die er heute als Chefredakteur arbeitet, gilt als die erste unabhängige Zeitung Afghanistans nach dem Sturz der Taliban.


Bert Fragner Professor für Islamwissenschaft, Wien. Studierte Islamwissenschaft, Turkologie, Arabistik und Iranistik sowie Völkerkunde und Slawistik an der Universität Wien. 1965 erhielt er ein Stipendium an der Universität Teheran, 1970 promovierte er an der Universität Wien. Von 2000-02 war er Präsident der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG). Seit April 2003 ist er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Iranistik an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Autor und Herausgeber diverser Monografien und Bände. Seit 2003 ist Fragner gemeinsam mit Velizar Sadovski Herausgeber der Reihe „Iranische Onomastik“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.


Ejaz Haider, Journalist, Lahore. Redakteur der unabhängigen pakistanischen Tageszeitung Daily Times. 2003 war er Visiting Fellow der Brookings Institution und arbeitete im Rahmen des Foreign Policy Studies Program über die US-pakistanischen Beziehungen. Neben seiner Redaktionstätigkeit war er außerdem Gastdozent an zahlreichen Institutionen, darunter der University of Illinois, USA, und dem National Institute of Public Administration (NIPA) in Lahore/Pakistan. Von 1999 bis 2002 war Haider Projektkoordinator des Asien-Europa Dialogs der Heinrich Böll Stiftung. Haider schreibt auch für weitere Publikationen in Asien, darunter die Times of India. Seine Themen reichen von Afghanistan und dem politischen Islam bis zu den Beziehungen zwischen Indien und Pakistan.


Navid Kermani, Publizist und Islamwissenschaftler, Köln. Studierte Islamwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Kairo und Bonn. Nach der Promotion arbeitete er als Regieassistent und später als Dramaturg am Schauspielhaus Frankfurt und am Mülheimer Theater an der Ruhr. Bis 2003 war er Long Term Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 2007 erhielt er ein Stipendium der Villa Massimo in Rom. Kermani veröffentlichte zahlreiche Bücher über die islamische Welt, darunter die Reportagensammlung „Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen“ (2003). Für „Gott ist schön - Das ästhetische Erleben des Koran“ erhielt er 2000 den Ernst-Bloch-Förderpreis. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Deutschen Islamkonferenz. Kermani schreibt regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung. 2008 berief ihn das Haus der Kulturen der Welt zum Permanent Fellow.