Der Perser

Alexander Ilitschewski | Andreas Tretner

Alexander Ilitschewski: Der Perser
Aus dem Russischen von Andreas Tretner | Pers
Suhrkamp Verlag 2016 | Astrel, Moskau 2010 (2013)

„Alexander Ilitschewskis Roman Der Perser ist ein reißender Ölfluss ohne Ufer. Voller Intensität, ungebärdig und stets überraschend erzählt der Russe von zwei Freunden in der Ölregion um das aserbaidschanische Baku. Ilja, ein Geologe, der das schwarze Gold unter der Erde zu hören vermag, kehrt auf der Suche nach seiner Frau aus den USA zurück und trifft unter kämpferischen Naturschützern den Jugendfreund und religiösen Denker Hasem. Andreas Tretner leiht diesem Breitbanderzählen, das sich in liebevollen Exkursen selbst Bakterien und die Falknerei einverleibt, mit einem unerschöpflichen Wortreichtum rhythmische Kraft und erschafft das vielstimmige, zerklüftete Porträt einer so peripheren wie globalen Weltgegend.“
(Jurykommentar zur Shortlist-Nominierung 2016)

Der Perser

Ilja, ein aserbaidschanischer Geologe im Ölgeschäft, kehrt nach einer gescheiterten Beziehung aus den USA zurück auf die Halbinsel Abșeron, um seinen Jugendfreund Haşem aufzuspüren. Die beiden Freunde könnten sich unterschiedlicher nicht entwickelt haben. Der vielseitig gebildete Haşem, Sohn von iranischen Flüchtlingen, lebt als Ornithologe mit einer Gruppe von Hegern im Naturschutzgebiet Şirvan und verteidigt Tiere gegen die Jagdlust der Reichen. Seine Lebensweise und Aura ziehen Ilja in Bann und stellen seine Existenz in Frage. Ihre Gegensätzlichkeit wird jedoch nicht in Fronten konstatiert, sondern in ständigen Verhandlungen von Wissenschaft und Poesie, Technik und Natur, die den Plot mit weiten Abschweifungen durchziehen. Auf der Folie der Kunstsprache des sowjetischen Futuristen Velimir Chlebnikow synthetisiert der Roman weltumspannende Denkexperimente.

Alexander Ilitschewski, © Suhrkamp Verlag

Der Autor

Alexander Ilitschewski, 1970 in Sumgait/Aserbaidschan geboren, wuchs in Moskau auf. Er studierte dort Mathematik und Theoretische Physik und lehrte nach seinem Abschluss 1993 am Moskauer Physikalisch-Technischen Institut. Nach Arbeitsaufenthalten in Israel und den USA kehrte er 1998 nach Russland zurück. Sein umfangreiches Werk – Lyrik-, Essay-, Erzählbände und Romane – wurde vielfach ausgezeichnet. Seit 2013 lebt Alexander Ilitschewski in Israel, nahe Tel Aviv.

Zuletzt erschienen:

  • Matisse, aus dem Russischen von Friederike Meltendorf und Valerie Engler; Matthes & Seitz 2015 (Matis; Verlag Wremja, Moskau 2006)

Zuletzt auf Russisch erschienen:

  • Sprava nalevo; AST, Moskau 2015
  • Orfiki; AST, Moskau 2013

Andreas Tretner, © A. Tretner/Suhrkamp Verlag

Der Übersetzer

Andreas Tretner, geboren 1959 in Gera, studierte Russisch und Bulgarisch in Leipzig und arbeitet seit 1985 als literarischer Übersetzer. Für sein Wirken als Lektor, Herausgeber, Kritiker, Journalist und Medienpädagoge erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Er hat u. a. die Autoren Viktor Pelewin, Vladimir Sorokin und Jáchym Topol ins Deutsche übertragen. Für seine Übersetzung aus dem Russischen von Michail Schischkins Venushaar erhielt er 2011 den Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt.

Zuletzt erschienen:

  • Michail Schischkin: Briefsteller; Deutsche Verlags-Anstalt 2012 (Pis'movnik; AST, Moskau 2010)
  • Michail Schischkin: Venushaar; Deutsche Verlags-Anstalt 2011 (Wenerin Wolos; erschienen in der russischen Literaturzeitschrift Snamja, Nr. 4/5/6-2005)