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Liebe im neuen Jahrtausend

Can Xue │ Karin Betz

Liebe im neuen Jahrtausend, Foto: Silke Briel / HKW

Jurykommentar

Dieses Buch ist das Seltsamste, was seit langer Zeit zu lesen war – so etwas wie eine lange Autofahrt im Nebel, bei der immer wieder umstandslos neue Figuren zu- und wieder aussteigen, begleitet von Geistern und Dämonen. Die Menschen können sich nicht aus den Gedanken über ihre Gefühle befreien und irren hilflos umher, ohne einen Anflug von Verzweiflung. Ihre Ratlosigkeit ist ihre Normalität. Das Unmoralische scheint dabei zum Thema werden zu wollen – aber ist es noch unmoralisch, wenn alle Maßstäbe im Nebel verschwimmen? Hier im Westen wird man den in einem täglichen Ritual mit der Hand geschriebenen Text als eine Attacke auf die Gepflogenheiten der psychologischen bürgerlichen Literatur lesen – im Osten vielleicht auch als Versuch, sich in einem eleganten Schleiertanz staatlichen Normen zu entziehen. Die Autorin ist in der westlichen Literaturgeschichte offenbar so firm wie in der östlichen. Ihr Buch ist eine Ausnahmeerscheinung. Dank der souveränen Übersetzung von Karin Betz können nun auch wir es lesen.

– Robin Detje

Can Xue, © privat

Autorin: Can Xue

Can Xues Familie fiel der Kulturrevolution zum Opfer, sie durfte nach der Grundausbildung nicht mehr zur Schule gehen. Angeregt durch ihren Vater beschäftigte sie sich mit westlicher und russischer Literatur. Sie gilt als eine der wichtigsten Autor*innen der Gegenwart und konnte sich als einzige Frau der chinesischen Avantgarde-Literaturszene weit über die Landesgrenzen hinaus etablieren. 2001 zog Can Xue nach Peking.

Karin Betz, © Barbara Neeb

Übersetzerin: Karin Betz

Karin Betz ist Kulturvermittlerin, Herausgeberin, Moderatorin und DJ. Sie übersetzt chinesische und englische Literatur von Autor*innen wie Liao Yiwu, Liu Cixin, Liu Xiaobo und Mo Yan.