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Leichte Sprache

Cristina Morales │ Friederike von Criegern

Leichte Sprache, Foto: Silke Briel / HKW

Ausgezeichnet mit dem Internationalen Literaturpreis 2022

Jurykommentar

Scharfzüngig und kompromisslos erzählt Morales von vier Frauen mit Behinderung, die in einer betreuten WG in Barcelona leben. Leichte Sprache zeigt, wie sie von ihrem Umfeld kontrolliert, pathologisiert, gegängelt, kurz: behindert werden, zeigt aber ebenso ihre widerständigen Strategien, ihre Selbstbehauptung. Treffsicher übersetzt Friederike von Criegern Morales’ Witz und Sprachlust, wie auch ihren feinen Blick für linguistische Ausschlussmechanismen – sei es die dumpfe Machtdemonstration bürokratischer Sprache oder die Hierarchien verschleiernde Sprache des Avantgardismus. Nicht zuletzt ist der Roman selbst eine Montage: Jede Frau stellt sich durch ihre eigene Textform vor. Insbesondere der in Leichter Sprache verfasste WhatsApp-Roman im Roman zeigt mit poetischer Klarheit, wer davon profitiert, wenn Sachverhalte, wenn Verhältnisse gar hinter aufwendigen Worthülsen verschwinden. Leichte Sprache ist keine leichte Lektüre, sondern eine, die radikal Ansprüche stellt – an uns, an die Gegenwart.

– Dominique Haensell

Foto: Malte Seidel

Autorin: Cristina Morales

Cristina Morales studierte Rechts- und Politikwissenschaften und arbeitet als juristische Dolmetscherin in Barcelona. Sie verfasste mehrere preisgekrönte Romane und Kurzgeschichten und gilt als eine der besten Nachwuchsautor*innen Spaniens. Ihr Roman Lectura fácil (Leichte Sprache) wurde mit dem Premio Herralde de Novela ausgezeichnet, 2019 gewann sie als jüngste Autor*in den Premio Nacional de Narrativa des spanischen Kulturministeriums. Morales ist Tänzerin und Choreografin der zeitgenössischen Tanzkompanie Iniciativa Sexual Femenina.

Foto: Malte Seidel

Übersetzerin: Friederike von Criegern

Friederike von Criegern ist Literaturübersetzerin und freie Dozentin für Literatur und Übersetzen. Sie promovierte über chilenische Lyrik und übersetzt Belletristik, Lyrik und Theater aus dem Spanischen, zuletzt Jorge Comensal, Nona Fernández und Floridor Pérez. Nach Aufenthalten in Peru, Chile und Argentinien lebt sie in Göttingen.