a spindleful. here. again. / Casting an Echo: Architecture of Sericulture

Olaf Nicolai in Zusammenarbeit mit Nina Akhvlediani

Sprich das Wort Seide aus, und es verschwindet mit dem Laut, aber deine Wahrnehmungen, deine Erinnerung und dein Wissen werfen ein Echo zurück.
Inger Christensen

a spindleful. here. again. / Casting an Echo: Architecture of Sericulture kombiniert Materialien, die seit 2019 in der Beschäftigung mit dem Staatlichen Seidenmuseum Tbilissi, dessen Archiven und lokalen Akteur*innen entstanden. Was heute ein musealer Komplex mit Sammlungen, Bibliothek und Archiv ist, war ursprünglich ein Ort der Forschung, der Lehre – und der Seidenproduktion. Dort, wo heute das große Fußballstadion von Tbilissi steht, befanden sich seinerzeit Maulbeerbaumplantagen und Gebäude für die Seidenraupenzucht.

Auf Einladung des Museums entwickelte der Künstler Olaf Nicolai ein Projekt zur Arbeit in und mit den Sammlungen des Staatlichen Seidenmuseums – darunter Fotografien, Mikroskopaufnahmen, Seidenkokons, Textilien, Schmetterlinge. Neben der Digitalisierung von Glasnegativen und Fotografien entstand so die Publikationsreihe SERI(a), von der zwei Ausgaben präsentiert werden. Sie fungieren als Plattform für die verschiedenen publizistischen Aktivitäten des Staatlichen Seidenmuseums und stellen selbst eine Art Archiv für die unterschiedlichsten verfügbaren Dokumente, Forschungsmaterialien und künstlerischen Projekten zum Thema Seidenbau (Serikultur) dar. In der ersten Ausgabe zeigen Fotos der italienischen Fotografin Giovanna Silva, was von der Vorgängerinstitution des heutigen Museums – der Kaukasischen Station für Serikultur – sichtbar geblieben war, bevor 2020 eine umfassende Renovierung des Gebäudes begann. In der zweiten Ausgabe begegnen sich die Ars Poetica des chinesischen Poeten Lu Chi, mikroskopische Aufnahmen aus der Welt der Seidenwürmer und ein Text der dänischen Autorin Inger Christensen. a spindleful. here. again zeigt darüber hinaus das digitale Archiv der Glasnegative aus dem Staatlichen Seidenmuseum, sowie einen architekturhistorischen Exkurs, der demonstriert wie sehr die Infrastruktur der Seidenproduktion und das Museum die urbane Topografie und das Stadtbild prägen. Teil der räumlichen Intervention im HKW ist auch eine Poster-Serie, die Motive aus den fotografischen Sammlungen in Tbilissi aufgreift. Die Poster bilden die visuelle Rahmung des begleitenden Diskursprogramms, das das Archiv als Ort der Sammlung, der Forschung und vor allem der produktiven Spekulation erfahrbar werden lässt.

Zusammen mit Nina Akhvlediani entwickelte Nicolai die Ausstellung als modulares Display, in dem die Bestandteile unterschiedlich kombiniert werden können. Die Archivmaterialien öffnen sich so auch neuen, assoziativen Formen der Erschließung.

Mit großzügiger Unterstützung des Goethe-Instituts Georgien und des Staatlichen Seidenmuseums Tiflis.

Archivmaterial, Fotografien, digitale Sammlung, 2021/22