Onlineprogramm

#Caring: Workshops & Performance

So 14.6.2020
11–18h
Auf Englisch
Wattenmeer (2019), © Maternal Fantasies

Fürsorge – hier mit dem mehrschichtigen englischen Begriff „Care“ betitelt – bedeutet, die Fragilität von Beziehungsgeflechten anzuerkennen, die zwischen Menschen und Nicht-Menschen bestehen, zwischen Menschen und ihren Systemen, Infrastrukturen und Institutionen. Care als ethisches Konzept regt dazu an, soziale Bindungen und Systeme zu erschaffen, die auf einer kontext-spezifischen Moral beruhen, jenseits abstrakter oder universeller Vorstellungen von Gerechtigkeit – um Prozesse der Fürsorge, Reparatur, Pflege und Heilung in den Blick zu nehmen. Mehr Informationen...

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Sonntag 14.06.

Der dritte und letzte Programmtag lädt die Teilnehmer*innen zu Workshops, Performances und meditativen Care-Ritualen ein, die von Künstler*innen geleitet werden. Diese Akte der Fürsorge hinterfragen – aus unterschiedlichen Perspektiven – vorherrschende, normative Konzepte, Regelungen und Mythen rund um Mutterschaft, Autonomie und Infrastrukturen.

11–13h online, mit Anmeldung
Workshop #4: Wer ist von wem abhängig?
Ableistische Perspektiven der Autonomie und Abhängigkeit dekonstruieren
Mit Júlia Souza Ayerbe

Menschen mit Be*hinderung haben seit jeher Mechanismen und Strukturen entworfen, die ihre spezifischen Bedürfnisse und Körper unterstützen und respektieren und sich somit gegen Ableismus (ableism) wenden, also gegen eine Diskriminierungspraxis gegenüber Menschen, denen körperliche oder psychische Einschränkungen zugeschrieben werden. Aufgrund der Einschränkungen durch Covid-19 versucht die Weltbevölkerung momentan neue Lebensformen zu verstehen und zu entwickeln und kann dabei viel von der funktional vielfältigen Community und den Disability Studies lernen. Der Workshop lädt die Teilnehmenden dazu ein, ihre Erfahrungen und Perspektiven zu „Autonomie“ und „Abhängigkeit“ zu teilen. Gemeinsam untersuchen sie, wie unsichtbar das Geflecht der Fürsorge und jene Produktionsketten sind, die die Grundlage des ableistischen Systems bilden. Dabei wird die neoliberale Illusion des „unabhängigen Menschen“ entlarvt, die verletzliche Körper als abhängig, unproduktiv und wertlos stigmatisiert.

15–15.30h Livestream auf hkw.de
Öffentliches Programm: Liebe und Arbeit. Intimität und Isolation. Care und Überleben. Eine Performance von Müttern und Kindern in Zeiten der Quarantäne
Online-Screening einer Performance von Maternal Fantasies

Wer kümmert sich um wen und mit welchen Folgen? Das feministische Kunstkollektiv Maternal Fantasies erlaubt den Zuschauer*innen einen Blick in ihre Wohnungen, in denen künstlerisches Schaffen parallel zur Arbeit im Haushalt und Kinderbetreuung stattfindet. Hier werden Haushaltsgegenstände zu Spielzeug, Küchen zu Kulissen. Sorgearbeit und Kindererziehung sind historisch von Geschlechterungleichheit geprägt. Die momentane Situation des „social distancing“ hat diese Ungerechtigkeiten noch verstärkt. Vor diesem Hintergrund versuchen Maternal Fantasies in ihrer Performance, „Mütterlichkeit“ (mothering) nicht als eine physische und festgelegte Kategorie oder Identität zu verstehen, sondern als gewidmete Zeit, Aufmerksamkeit, Hegen und Pflegen, Beschützen sowie als unterbrochenen Geisteszustand.
Die Performance wurde für die Förderpreis-Ausstellung Fantastic Futures im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung entwickelt.

16–18h online, mit Anmeldung
Workshop #5: Cleansing the Pipes
Mit Teresa Dillon

Rohre, Pipelines, Leitungen, Faserkabelanschlüsse, Tiefsee-Kommunikationsketten mit sich verzweigenden Übertragungswegen, koloniale Rohrleitungen: Sie umspannen unseren Planeten. Diese Infrastrukturen helfen dabei, sich auszutauschen und zu kommunizieren. Doch welche Geschichten tragen sie in sich? Auf einer imaginären Reise über die Datenautobahnen des Digitalen aktivieren die Teilnehmenden kollektive Vorstellungswelten und bemächtigen sich Zauberformeln der Telekommunikation. Diese Reflexionen und das Entwickeln von Visionen werden von Teresa Dillon angeleitet, gefolgt von einer Gruppendiskussion über die Geschichte des Internets, seinen ökologischen und kolonialen Fußabdruck und was es für sein Fortbestehen braucht. Warum ist es nötig, sich um die Umweltkosten des Internets Gedanken zu machen? Können sie durch vielfältige Anwendungen ausgeglichen werden – etwa durch Formen der Fürsorge, die in Zeiten enormer Einschränkungen, Isolierung und physischer Distanz, im Internet aufleben?

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