Videoserie: Präsentationen, Gespräche

Extractivist Memories

Mit Patricia Domínguez, Neville Rowley, Andreas Siekmann, Ndongo Samba Sylla, moderiert von Bernd Scherer

Mi 15.12.2021

Auf Deutsch und Englisch

Kostenfrei

Was verbindet die Renaissance mit dem Anthropozän? Welche Grundlagen der heutigen neoliberalen Wirtschaftsordnung und ihrer Weltbilder stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert? Welche Rolle spielten und spielen künstlerische Praktiken in der Auseinandersetzung mit Politiken des Extraktivismus?

Wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt, wirtschaftliche Expansion und die Kanonisierung der Kultur veränderten in der Renaissance das europäische Weltbild ausgehend von den norditalienischen Städten wie Florenz. Es entstand der Glaube daran, dass der Mensch die Natur bändigen könne und das Recht dazu habe, sie sich Stück für Stück anzueignen. Der Expansionsdrang der Europäer*innen entfaltete sich global. Mit der Kolonisierung griffen sie auch auf Ressourcen in anderen Teilen der Welt zu, beuteten Menschen und Landschaften aus. Dieses Denken prägt auch die Gegenwart: Der ausbeuterische Extraktivismus vergangener Jahrhunderte wird nun durch neoliberale Strukturen der Akkumulation und des exponentiellen Wachstums verschärft. Die menschliche Aneignung des Planeten ist im Anthropozän in geologischen Dimensionen messbar.

Extractivist Memories untersucht, wie sich diese Wertesysteme in Kunst und Ökonomie artikulieren: von der Renaissance bis zum Anthropozän, vom Materialismus zum Neoliberalismus und vom Extraktivismus zum Rassismus.

Die Aktivistin und Künstlerin Patricia Domínguez befasst sich mit den Beziehungen zwischen Mensch und Natur sowie postkolonialen gesellschaftlichen Strukturen der Ungleichheit und sucht nach Möglichkeiten für Heilung und Versöhnung.

Neville Rowley, Kurator für frühitalienische Kunst in der Gemäldegalerie und in der Skulpturensammlung in Berlin, untersucht, wie sich diese Entwicklungen in der Kunstproduktion und der Bildsprache der Renaissance aus heutiger Perspektive lesen lassen.

Der Künstler Andreas Siekmann spricht über seine Interpretation einer 1525 von Albrecht Dürer als Denkmal für die besiegten Bauern entworfenen Säule, mit der Dürer auf die sogenannten Bauernkriege reagierte. Siekmanns Version der Säule stand von Mai bis Oktober 2021 als Installation im Spiegelteich vor dem HKW.

Der Entwicklungsökonom Ndongo Samba Sylla setzt sich mit den ökonomischen und soziopolitischen Strukturen des Kolonialismus auseinander, die sich ausgehend von der Renaissance bis heute in Finanzsystemen manifestieren.

Mit Patricia Domínguez, Neville Rowley, Andreas Siekmann, Ndongo Samba Sylla, moderiert von Bernd Scherer