Forscher*innen an der Universität von New Mexico, die sich auf die Auswirkungen von Mikro- und Nanopartikeln in menschlichen Organismen spezialisieren, veröffentlichten im Mai 2024 den Befund, dass alle Proband*innen ihrer Studie Spuren von Mikroplastik in ihrem Fortpflanzungssystem hatten. Ein Jahr zuvor hatten Wissenschaftler*innen der School of Public Health in Guangzhou dieselben Partikel in den Herzen von Herzchirurgie-Patienten entdeckt. Im Jahr 2022 wiesen Forschende der Vrije Universiteit Amsterdam die toxischen Partikel im Blut von rund 80 Prozent ihrer Testpersonen nach. Die weit verbreitete Verwendung von Einwegplastik und Chemikalien wie Bisphenol A (BPA) hat zur Folge, dass die meisten menschlichen und nicht-menschlichen Organismen höchstwahrscheinlich bereits Mikro- oder Nanopartikel von Giftstoffen in sich tragen oder tragen werden. Diese künstlich hergestellten chemischen Verbindungen können selbst in geringen Dosen erhebliche gesundheitliche Probleme erzeugen. Solche Giftstoffe bewirken Veränderungen im Körper und sind damit nicht nur das Ergebnis eines besorgniserregenden Kreislaufs der Extraktion, sondern sie spielen auch eine Rolle bei der Verschiebung grundlegender Einstellungen in Bezug auf Behinderung, Ethnie und Sexualität.[1]

Wenn wir über materielle Kreisläufe sprechen, schenken wir der Menge dessen, was weggeworfen wird, stets große Aufmerksamkeit; weniger Beachtung findet hingegen die Frage nach den Rückständen und Spuren der entsorgten Stoffe: giftige Verbindungen, die sich in den Ökosystemen der Erde festsetzen und dort das Potenzial haben, erneut von Organismen aufgenommen und resorbiert zu werden. Diese Schäden sind praktisch irreparabel: Selbst wenn sich eine Zauberformel finden ließe, um fortan sämtliche problematischen Formen von Extraktion und Emission zu unterbinden, wird die von den bereits emittierten Abfällen ausgehende Toxizität noch lange nach dem Verschwinden des Mülls selbst bestehen bleiben. Nicht die bloße Existenz des Abfalls, sondern die Strukturen des Abfallkreislaufs sind das, was Menschen und Nicht-Menschen an verschiedenen Orten unverhältnismäßig stark belastet.

Das Leben auf einer vergifteten Erde erfordert die Abkehr von der Vorstellung, zu unbeschädigten, „natürlichen“ Landschaften zurückkehren zu können; nur wenn man sich der Tatsache stellt, dass die Erde vergiftet ist, und mit ihr arbeitet, wie sie ist, können restaurative Interventionen und Produktionszyklen in Gang gesetzt werden. Nach den Phasen „Unearthing“ (Freilegen), „Consuming“ (Konsumieren) und „Growing“ (Wachsen) von A Participatory Planet befasst sich „Discarding“ (Wegwerfen) nun mit den multimodalen Realitäten des Lebens auf einem vergifteten Planeten. Das Programm schlägt vor, den Fokus von der bloßen Tatsache des Wegwerfens auf verkörperte und verantwortungsbewusste Pratiken der Entsorgung und Instandhaltung zu verlegen, die kollektiv und neu organisiert werden müssen, ohne dabei die Müllhalden dieser Erde als außerhalb dieser Beziehungen stehend zu denken.

Die Verlagerung des Schwerpunkts vom „Was“ auf das „Wie“ des Wegwerfens lässt ein neues Modell entstehen, in dem die Verantwortlichkeit für Materialien, Wesen und Orte holistisch gedacht wird. Indem wir uns auf die der Entsorgung inhärenten Beziehungen konzentrieren, setzen wir voraus, dass Abfall und Verschwendung durch politische Prozesse und Systeme erzeugt werden und dass eine Wiederverwendung von Materialien innerhalb dieses Kreislaufs zu alternativen Vorstellungen von Wert und Verantwortung führen kann.

In dieser letzten Phase von A Participatory Planet geht es also um die vielfältigen Beziehungen, die mit dem Wegwerfen verbunden sind. Wie lässt sich „Abfall“ heute definieren und erkennen? Welche Fragen des Recyclings, der Reparatur, der Verantwortlichkeit und des nachhaltigen Engagements stellen sich heute neu?

[1] Vgl. Mel Y. Chen, Intoxicated: Race, Disability, and Chemical intimacy across Empire, Durham, NC: Duke University Press, 2023; Shailja Chourasia und Priyankar Pal „Impact of chlordecone exposure on reproductive system: A concise review“, Intentional Journal of Biology Sciences, 6/1 (2024), S. 124-28.

Mit Beiträgen von:

Valerian Blos, Anwesha Borthakur, Mel Y. Chen, Choo Yi Feng, Sena Dagadu, Gosia Lehmann, Josh Lepawsky, Leeroy New