Störbilder. Reflexionen über Chile in den Archiven
Einführung von Can Sungu
Filmprogramm
Mo., 11.9.2023
21:30
Safi Faye Saal
Eintritt frei
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Filmstill von Popsicle, Gloria Camiruaga, Chile, 1984, 5 min.
Filmprogramm (Gesamtlaufzeit: 75')
Héctor Ríos: Herminda de la victoria, Douglas Hübner, 1969, Chile, 16mm, Spanisch mit deutschen Untertiteln, 16'
Testimonio, Pedro Chaskel, 1968, Chile, 16mm, Spanisch mit deutschen Untertiteln, 7'
Mijita, Sergio Castilla, 1970, Chile, 16mm, Spanisch mit deutschen Untertiteln, 9'
Nutuayin Mapu (Wir erobern unser Land zurück), Carlos Flores Delpino, 1969, Chile, 16mm, Spanisch mit deutschen Untertiteln, 9'
Amuhuelai-mi, María Luisa Mallet, 1972, Chile, 16mm, Spanisch mit deutschen Untertiteln, 11'
Aufenthaltserlaubnis, Antonio Skármeta,1978, BRD, 16mm, Deutsch und Spanisch, 12'
Popsicles, Gloria Camiruaga, 1982, Chile, digitale Datei, ohne Dialoge, 5'
Un nombre, un apellido, Ivan Arellano, 1985, Chile, digitale Datei, ohne Dialoge, 6'
Chilenische Filmemacher der Bewegung Tercer Cine (Drittes Kino) reflektierten in ihren Filmen tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit, die lange Geschichte von Arbeitskämpfen und Graswurzelbewegungen, indem sie sich einer neuartigen ästhetischen Sprache bedienten, die die Grenzen zwischen dem Faktischen und dem Fiktionalen oft kalkuliert überschreitet. Das Kurzfilmprogramm zeigt weniger bekannte Filme aus den Archiven, die Einblicke in die Ereignisse rund um den politischen Umbruch in Chile geben, von der Zeit vor der Präsidentschaft Salvador Allendes über die Regierung der Unidad Popular bis zum Staatsstreich am 11. September 1973, der darauf folgenden Diktatur und dem politischen Exil.
Der Dokumentarfilm Herminda de la Victoria von Douglas Hübner zeigt die harten Lebensbedingungen der Siedler, die am Stadtrand von Santiago Land besetzten und von den Carabineros (der örtlichen Polizei) gewaltsam vertrieben wurden. Der Film trägt den Titel Herminda als Erinnerung an ein gleichnamiges Baby, das beim Versuch der Polizei, das Gelände zu räumen, ums Leben kam. Testimonio von Pedro Chaskel zeigt die miserablen Bedingungen in der psychiatrischen Klinik von Iquique im Norden Chiles, die eher einem Gefängnis als einem Krankenhaus gleicht. In seinem experimentellen Dokumentarfilm Mijita thematisiert Sergio Castilla die Kämpfe arbeitender Frauen, indem er ihre Aussagen mit einem Soundtrack mit Musik von Violeta Parra bis zu Iannis Xenakis unterlegt. Nutuayin Mapu, was in der Sprache der Mapuche „Wir erobern unser Land zurück“ bedeutet, ist eine Reflexion über die Bemühungen zur Rückeroberung ihres ehemaligen Landes, die vom Movimiento Campesino Revolucionario (Revolutionäre Bauernbewegung) und den Bewohnern des Camp Lautaro angeführt wurden. María Luisa Mallets Film Amuhuelai-Mi (Du wirst nicht weggehen) wurde in den städtischen Siedlungen in der Nähe von Temuco gedreht, wo eine migrantische Gemeinschaft von Mapuche lebt, und beleuchtet die Misshandlungen, denen sie durch die huinca (ein Schimpfwort der Mapuche für die weißen Chilenen) ausgesetzt sind. Der einzige Film des Programms, der in Berlin spielt, ist Aufenthaltserlaubnis, ein Film des bekannten Schriftstellers Antonio Skármeta, der ein Treffen von politischen Exilanten aus aller Welt dokumentiert. Ob aus Chile oder dem Iran, tanzen und singen die Exilanten zusammen im Berliner Tiergarten, während sie auf ihre Aufenthaltserlaubnis für Deutschland warten. Popsicles von Gloria Camiruaga ist ein politisch avantgardistischer Film, der sich durch seine entschieden feministische Haltung auszeichnet und sich mit der Unterwerfung der Frauen durch Religion und Staat auseinandersetzt. Den Abschluss des Programms bildet der Film Un Nombre, Un Apellido, der von Isabel Parras gleichnamigem Lied inspiriert ist und Beatriz Allende Bussi gewidmet ist, der Tochter von Präsident Allende, die sich 1977 das Leben nahm. In ihrem Namen fordert das Werk Gerechtigkeit für alle namenlosen Opfer des Faschismus in Chile.
Einführung in Spanisch, Deutsch und Englisch. Die Filme auf Spanisch haben deutsche Untertitel.