AI: Ancestral Immediacies verhandelt Fragen der Technologie als Fragen nach Erinnerung, Verwandtschaft und Wissen in ihrem Bezug zu Praktiken der Befreiung. Das Projekt fügt sich in die Raumzeit der Ausstellung O Quilombismo ein und Bessie Head Foyer eine Schnittstelle zwischen diesen beiden Projekten. Als eine Praxis der ortsspezifischen Befreiung muss der Quilombismo unter den heutigen Bedingungen auch den digitalen Kolonialismus thematisieren und eigene Technologien der Welterzeugung formulieren. Während des dreitägigen Programms von AI: Ancestral Immediacies widmen sich die Installationen von Vishal Kumaraswamy und blk banaana unterschiedlichen Weisen, die Welt zu bewohnen und sich ihr anzupassen. Die beiden Arbeiten bieten Verfahren, um den Quilombismo in neuer Weise zu lesen und schaffen so einen Rahmen, quilombistisches Wissen und die zugehörigen Praktiken in neuen Kontexten ujnd anderen Communitys anwendbar zu machen.

Das Bessie Head Foyer verwandelt sich mit diesen Arbeiten in einen Raum vielfältiger Bezüge, der Modalitäten einer anderen technologischen Weltgestaltung erfahrbar macht. Neben den beiden künstlerischen Videobeiträgen wird das Oracle for Transfeminist Technologies präsentiert, ein Kartenspiel, mit dem sich gemeinsam Ideen für transfeministische Technologien aus der Zukunft entwickeln und teilen lassen Das Spiel wurde freundlicherweise von Coding Rights zur Verfügung gestellt. Alle sind eingeladen, das Orakel vor Ort zu konsultieren – oder ein eigenes Orakel als Technologie für die Herstellung gemeinsamer Verbindungen und Austausch zu entwerfen.

Ancestral Protocols and Technologies of Conviviality begreift somit diesen Raum nicht unter dem Aspekt des Besitzes, sondern öffnet ihn für vielfältige Weisen, ihn zu erfahren, zu begehen, in ihm Platz zu nehmen und ihn zu bewohnen.

The Oracle for Transfeminist Technologies

The Oracle for Transfeminist Technologies

The Oracle for Transfeminist Technologies

Allzu oft werde die Technologien, die das Leben strukturieren, so gestaltet und zum Einsatz gebracht dass sie den Status Quo sozialer Ungleichheit und der repressiven Normen einer konsumistischen, rassistischen, ableistischen, kolonialistischen und hetero-patriarchalistischen Gesellschaft reproduzieren und befördern. Die Unzugänglichkeit von Räumen, in denen über ‚Tech‘ diskutiert wird, verstärkt diesen Trend, ebenso wie die verwendete Sprache und Terminologie. Vielen Menschen und Communitys wird es so verwehrt, daran teilzuhaben und Veränderungen zu bewirken.

Aber gibt es eine Möglichkeit, diese Trends und Infrastrukturen für eine egalitäre Zukunft zu hacken? Das Oracle for Transfeminist Technologies ist ein spekulatives, kollaborativ designtes Spiel, um sich Ideen für transfeministische Technologien aus der Zukunft vorzustellen und sie zu weiterzuverbreiten. Die Weisheit des Orakels ermöglicht uns einen Blick in eine Zukunft, in der Technologien von den und für die Leute entworfen werden, die heutzutage allzu oft von Technologien ausgeschlossen oder zu ihrer Zielscheibe werden.

In dieser Installation laden wir Sie dazu ein, dieses Kartenspiel zu spielen und Technologien zu erforschen oder zu erfinden, die über den kolonialen Status quo hinausgehen.

Das Oracle for Transfeminist Futures wird in einer Reihe von Workshops in verschiedenen Kontexten entwickelt, an denen eine Vielzahl von Stimmen beteiligt war. Das Spiel ist derzeit auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch unter www.transfeministech.org verfügbar.

Das Orakel wurde in Zusammenarbeit mit Coding Rights  und Design Justice Network entwickelt
Konzept und Koordination: Joana Varon (Coding Rights) und Sasha Constanza-Chock (Design Justice Network)
Design und Illustration: Clarote (Coding Rights)

Filmstill von​​​​​​​ She is always here, like water, blk banaana, single channel video, 4' 54'', 2021

Filmstill von She is always here, like water, blk banaana, single channel video, 4' 54'', 2021

blk banaana

She is always here, like water (2021), Ein-Kanal-Video, 4' 54''

She is always here, like water, ist der Versuch der Künstlerin, eine spirituelle Verbindung zu ihren Vorfahren mütterlicherseits herzustellen, die aus dem Meer stammen und über das Meer an Land gekommen sind. Sie ahmt das nach, was Saidiya Hartman das „Schwarze Rauschen“ vergessener Stimmen, Äußerungen, Träume und auf dem Meer verlorener Erinnerungen nennt.

Das Werk ist ein bildliches Gleichnis, das den Körper der Künstlerin als Heimat und als Gefäß für die Träume, Erinnerungen und Daten erforscht, die ihr nicht gehören, die aber zugleich im Inersten ihre sind. Es enthält Gedichte, die auf die Passage eines Mythos antworten, den ihre Mutter verfasst hat. Diese stellt sich vor, wie die kollektiven Pfade einer nicht näher beschriebenen Vorfahrin mütterlicherseits dazu führten, dass sie in ihrem Körper auf der Insel St. Helena mitten im Atlantik anlandete.

an interdimensional womb (2021), Ein-Kanal-Video, 9' 59''

an interdimensional womb ist ein Ort des Übergangs, der Liminalität. Er würdigt die Poetiken psycho-spiritueller und metaphysischer Transzendenz und bringt klanglich-visuelle Texturen zusammen, an denen sich die unendlich feingliedrigen Verwicklungen der Gegenwart veranschaulichen lassen. Die Gebärmutter als Technologie, die ein generatives Potenzial verkörpert, verweist auf geschlechtsspezifische und intersektionale Dimensionen des datengeprägten Alltags und rückt den Körper als Ort der Erfahrung zurück in den Mittelpunkt. an interdimensional womb leistet eine post-pandemische Reflexion auf unsere spirituellen Verbindungen online und offline und ist Teil einer multisensorischen Vorstellung von der Trennung (und Verbindung) zwischen Daten und Sein, die beide als potenziell offen, vielfältig und immer unvollständig skizziert.

an interdimensional womb ist eine Gemeinschaftarbeit von blk banaana und dumama.

Still from Vishal Kumaraswarmy 'Swaayattate'(Autonomy), single channel video, 15' 52", 2020. Courtesy Vishal Kumaraswamy

Filmstill von Swaayattate (Autonomy), Vishal Kumaraswarmy, single channel video, 15’ 52’’, 2020. Courtesy Vishal Kumaraswamy

Vishal Kumaraswamy

ಸ್ವಾಯತ್ತತೆ Swaayattate (Autonomy) (2020), Ein-Kanal-Video, 15' 52'' 

ಸ್ವಾಯತ್ತತೆ Swaayattate (Autonomy) untersucht die komplexen Verflechtungen zwischen synthetischen und organischen Welten. Die Arbeit ist im geografischen Kontext eines Marktplatzes für Computerreparaturen in Bangalore, Indien, angesiedelt und untersucht die Natur der Mensch-Maschine-Beziehungen durch die zeitgenössische Brille von Gender, Kaste und Arbeit. Indem sie Zeitlinien und Zeitlichkeiten durchqueren, hinterfragen die Filme Begriffe wie Autonomie, care, Pflicht und Beziehung für das Bewusstwerden eines Anderen Wesens, das manchmal als KI und manchmal als Mensch, der ihr begegnet, konfiguriert ist. Die Filme hinterfragen die Grenzen dessen, was es bedeutet, künstlich, intelligent oder autonom zu sein. Teile des Werks wurden in Zusammenarbeit mit einem textbasierten neuronalen Netzwerk (GPT-2 Transformer) geschrieben und werden in Teilen von einer synthetischen, generativen Stimme vorgetragen.

 

your dataset won't let me thrive / your dataset must die (2021), zwei Video-Essays, 1' 56' und 2' 9''

your dataset won't let me thrive / your dataset must die sind zwei Video-Essays, die dem Mythos entgegenwirken, KI-Datensätze und Algorithmen seien objektiv und universell. Die Arbeiten des Schwarzen Beat-Poeten Bob Kaufman und des Kannada-Dalit-Dichters Siddalingaiah werden zu einer Datenbank für Bild-Text-Kombinationen, die von generativer KI mitkreiert wurden und die Probleme der (fehlenden) Repräsentanz für die gelebte Erfahrung von Schwarzen und Bahujan (Dalit) veranschaulicht. Das Werk erforscht nicht nur beunruhigende Formen der Schöpfung, sondern auch die Freude am Entstehungsprozess und zeigt auf, wie Authentizität und technologische Singularität in Spannung geraten und ambivalent werden.