Fußball diente lange Zeit als Medium, um die Annäherung von Zugehörigkeit und Nationalstaat zu propagieren. Im Laufe der Zeit jedoch spielten Phasen der Globalisierung und der Migration eine entscheidende Rolle bei der Transformation der kollektiven Vorstellungskraft sowohl auf dem als auch abseits des Spielfelds. Was, wenn es eine postnationale Welt gäbe, die bisher verborgen ist, weil sie uns ebenso fremd ist wie wir ihr? Auf den Fußballplätzen von Berlin, Neapel oder Paris etwa trägt eine junge Generation Hoffnung, Naivität und echte Liebe zum Spiel in die Zukunft. Aber wie steht es um diese Hoffnung, diese Naivität, diese Liebe angesichts der Feindseligkeit einer von Xenophobie und Nationalismus geprägten Welt? Diese Frage wurde vor allem in den sozialen Medien nach dem Sieg der deutschen Mannschaft bei der U-17-Weltmeisterschaft der Männer 2023 gestellt, da das Team für viele Kommentator*innen nicht „deutsch“ genug war. Wie lassen sich diese ausgebremsten Hoffnungen in einer Zeit erstarkender faschistischer Tendenzen verstehen? Und wenn Zugehörigkeit in Stadien, Fanclubs und auf den Bildschirmen erzeugt wird, könnte der Fußball dann zu einem Spielfeld werden, auf dem Praktiken der Zugehörigkeit jenseits von rassifizierter Differenz und nationalstaatlichen Grenzen erprobt werden?