Fußball wird nicht nur gespielt, sondern auch gekauft, verkauft und konsumiert. Ohne den Einsatz von Privatkapital sowie Sponsoring im großen Stil wäre die Welt des Fußballs, wie wir sie heutzutage kennen, schlicht nicht denkbar. Als Teil einer stetig wachsenden weltweiten Unterhaltungsindustrie produziert Fußball seinen Mehrwert mittels der Logik und Logistik von Ausbeutung, Enteignung und Erniedrigung. Doch gibt es noch andere Geschichten, andere Träume, von denen sich berichten ließe: Angefangen mit Klubs, die sich im Besitz von Fans befinden, bis hin zur Szene der Ultras ist der Fußball historisch mit emanzipatorischen politischen Bewegungen verwoben, die sich den Regeln kapitalistischer und kolonialer Herrschaftssysteme widersetzten und sie zu zerschlagen versuchten. Beispiele dafür finden sich während der Aufstände des Arabischen Frühlings, der Grünen Revolution im Iran und der Proteste gegen das Regime von Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei. Während der Neoliberalismus jeden Affekt in Profit ummünzt und die Kritik am Fußball zumeist reformistische Forderungen nach verbesserten Regularien in den Fokus nimmt, birgt der Sport selbst weiterhin das Versprechen, die gesellschaftspolitische Sphäre radikal neu zu gestalten. Wie können diese Geschichten des politischen Kampfes vor dem Hintergrund der zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs gelesen werden?