Um Geschichten erzählen zu können, ist das Gerücht ein idealer Hort des Wissens und der Spekulationen. Von diesem Angelpunkt aus führen der Schriftsteller Makenzy Orcel und der Dichter Rodney Saint-Éloi ein Gespräch über ihre Erfahrungen als Autoren, die wesentlich dazu beitragen, dass Haiti im kollektiven Bewusstsein lebendig bleibt und geachtet wird.
 
„Bücher sind Friedhöfe, wo Tote laut denken“, heißt es. Im Bemühen, den Stellenwert von Bwa Kayiman – mitten im Wald – zu stärken und gemeinsam darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten es in der Gegenwart gibt, seine Bedeutung wieder aufleben zu lassen, sprechen Saint-Éloi und Orcel über die Performativität des Schreibens und darüber, wie sie ihren Leser*innen die Gelegenheit bieten, die Resilienz haitianischer Communitys zu erkennen, zu spüren und von ihr zu lernen. 
 
Kongossas sind vertraute Gespräche und Formen des Austauschs, bei denen persönliche und berufliche Erfahrungen eins werden, um Wissen auszutauschen: Geschichten, Anekdoten, Affirmationen, Intuition, Fragen, Zweifel, Übereinkünfte und Meinungsverschiedenheiten, die sich allesamt im Gespräch versammeln und mischen.
 
Das Kongossa ist dem Wort konkossa entlehnt, das von den Akan in Ghana stammt, heute aber vor allem in Kamerun, im Kongo und vielen Gegenden Zentralafrikas als Bezeichnung für Gerüchte und Informationsweitergabe von Mund zu Mund verbreitet ist – den Ausgangspunkt für Informationen, die in ihrer eigenen Zeitlichkeit zirkulieren. Das Kongossa am HKW ist als nicht-hierarchischer Lernraum gedacht, der den Austausch von Wissen in Gesprächen in den Mittelpunkt stellt, die sich in einem gemeinschaftlich gestalteten Prozess des Geschichtenerzählens entwickeln.