Das Tashkent Festival for Asian, African and Latin American Cinema, das von 1968 bis 1988 in der Hauptstadt der damaligen Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik stattfand, erwies sich als einzigartige Plattform für einen fruchtbaren Austausch zwischen Filmemacher*innen, Kritiker*innen und Kollektiven aus Asien, Afrika und Lateinamerika, wie beispielsweise dem Third World Cinema Committee oder der Pan-African Federation of Filmmakers. Obwohl sich solche transnationalen Kollaborationen und Solidaritäten entgegen der ursprünglichen egozentrischen Intentionen der Sowjetunion entfalteten, wurden sie von den Organisatoren des Festivals im Regelfall nicht aktiv untergraben.

Die Bedeutung und das Vermächtnis des Festivals für den filmischen Internationalismus sind entsprechend deutlich und mannigfaltig. Gleichzeitig war das Festival weder der einzige Schauplatz derartiger Begegnungen, noch wurde es von allen besucht, die damals zu internationalistischen Praktiken in der Filmwelt beitrugen oder sie unterstützten. Indem sie entweder das historische Festival als Ausgangspunkt nehmen oder sich auf Akteure und Ereignisse jenseits dessen konzentrieren, sprechen Manishita Dass, Masha Salazkina und Aboubakar Sanogo über verschiedene Aspekte von filmischem Internationalismus. Auf der Grundlage ihrer jeweiligen Forschungen und der von ihnen gesammelten mündlichen und visuellen Überlieferungen diskutieren sie das Verständnis und die Sprache dieser Bewegungen, beleuchten einzelne Akteure, Filme und Netzwerke und wagen schließlich einen Ausblick darauf, wie der filmische Internationalismus der Gegenwart verortet werden könnten.