Januário Jano
Januário Jano, ausgebildet am Goldsmiths, University of London, arbeitet mit Skulptur, Video, Fotografie, Textilien, Sound und Performance. Mit seiner forschungsintensiven Praxis sucht er herauszufinden, auf welche Arten – zu wessen Kosten und Nutzen – Kultur produziert wird und wie die kulturelle Dynamik dieser Produktion im Lauf der Zeit Identitäten formt. Jano geht in seiner Arbeit, die sich insbesondere mit dem Einfluss des Christentums auf das kulturelle Erbe Angolas befasst, der Frage nach, ob Kultur eine Tatsache oder eine Fiktion ist, ob sie auf einer materiellen Grundlage beruht oder ein soziales Konstrukt ist. Ein Thema, das er in seiner Videoarbeit Kazumbi (2021) unter die Lupe nimmt, ist die Konvergenz zwischen dem Christentum und überlieferten spirituellen Praktiken und Glaubenssystemen der Ambundu in Angola. Bei der Untersuchung dieser von den Kolonialherren aufgezwungenen kulturellen Vermischung stieß Jano auf die Mponda, eine spezielle Tasche, die auf portugiesische Anordnung in die normierten Kleider der Kimbundu-Frauen eingenäht wurde. Er entwickelte eine Reihe von Textil- und Foto-Arbeiten – hier als Ohne Titel (Mponda 004) gezeigt –, die unterstreichen, wie Bedeutung über oktroyierte Kleidungsstücke vermittelt wird. In seinen Arbeiten, die Siebdrucke, Collagen, Handnäharbeiten, Acrylfarbe und Seile in verschiedenen Konstellationen einschließen, kehrt Jano zu den Textilkulturen zurück, die durch die portugiesischen Kolonialpraktiken in Angola und darüber hinaus, durch die Assimilation an die koloniale ,Ordnung‘ und an das Christentum, durch ausbeuteische Lohnarbeit und kulturelle Homogenisierung verloren gegangen sind. In der Mponda findet Jano Inseln des Widerstands und der Subversion inmitten kolonialer Techniken sozialer Kontrolle.
Cathedral (Kassanje) in Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Januário Jano und HKW, 2023–2024
Werke in der Ausstellung: Ohne Titel (Mponda 004) (2023), Textil, Stoff, Transferpapier, Hand- und Maschinenvernähung, Seil, Metallarm, Netz, Fasern, 190 × 154 cm. Courtesy Januário Jano und Galerie Nosco; Cathedral (Kassanje) (2024), Installation: Klang, Metalstruktur, Plexiglas, variable Maße. Courtesy Januário Jano