Nástio Mosquito
Der Multimedia-Künstler und Aufklärer Nástio Mosquito studierte Kommunikationsstrategien und begann früh in seiner Karriere mit dem Filmemachen. Diese Interessen flossen in seine spätere künstlerische Praxis ein: Mit Klang- und Video-Elementen, Installationen, Poesie und Performances durchbricht er die traditionellen Codes der Nachrichtenübermittlung. Dem Thema Kulturelles Erbe, mit dem Mosquito sich seit Langem beschäftigt, nähert er sich in Zyklen, die eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schlagen und eine lineare Vorstellung von Zeit ablehnen. Mit seinem Ansatz, Vorstellungen von Macht zu dekonstruieren – etwa in den frühen kollaborativen Arbeiten mit Bofa Da Cara, My African Mind (2010) und My European Mind / Re-Branding Europe (2013) –, hat Mosquito eine eigenständige Praxis entwickelt, um die Narrative repressiver Systeme mit prägnanten Botschaften zu unterminieren. Im Rahmen dieser Ausstellung befasst sich der Künstler mit Politiken und Strategien des Einladens. Insbesondere erinnert er an einen Aufruf, der 1985 über das Rádio Nacional de Angola verbreitet wurde. Junge angolanische Arbeitskräfte wurden mit dem Versprechen auf Stipendien und ein Studium in die Deutsche Demokratische Republik eingeladen. Viele, wenn nicht gar alle Menschen, die diesem Aufruf begeistert folgten, wurden bei ihrer Ankunft zur Arbeit in Fabriken geschickt. Es erwartete sie kein Stipendium und auch kein Studium, abgesehen vom Unterricht in Deutsch. Sie erhielten auch nur einen Teil ihres Lohns. Der Künstler bezieht sich oft auf die Geschichte als eine Zeitmetrik, der er sich nicht verpflichtet fühlt, die er im Gegenteil als eine Form der Subversion enthistorisiert, indem er Verbindungslinien zieht, die nicht-westlichen Auffassungen von Zeit und Raum Vorrang geben. Mit seinen Werken feiert er diejenigen, die auch nach bald vierzig Jahren enttäuschter Hoffnung ihre Würde bewahrt haben.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Nástio Mosquito und HKW, 2023–2024
Werk in der Ausstellung: Grandmother’s Boy (History?!?) (2023–2024), 1-Kanal-Video, Portugiesisch und Englisch mit deutschen UT. Courtesy Nástio Mosquito