Olu Oguibe
Für den Dichter und bildenden Künstler Olu Oguibe sind Wörter, ihre Bedeutung und ihre Funktion von besonderem Gewicht. Seine 2023 für die Ausstellung O Quilombismo entworfenen Fahnen, die vom nahegelegenen Regierungsviertel aus sofort ins Auge stechen, wehen wieder auf der Paulette Nardal Terrasse. Mit den Farben Schwarz, Rot, Gold und Grün verweisen sie poetisch auf die panafrikanische Flagge, die Flaggen von First Nations sowie auf die bundesdeutsche Flagge. Marcus Garvey hat auf die symbolische Bedeutung von Farben hingewiesen: Schwarz steht für die Menschen, Grün für das Land, Rot für das Blut der Afrikaner*innen, das durch Versklavung und Kolonisierung vergossen wurde, und Gelb oder Gold für den gestohlenen Reichtum. Für Oguibe sind diese Farben nicht nur interessant, weil sie sich teilweise in der deutschen Fahne wiederfinden, sondern auch, weil auf Basis solcher Kombinationen informelle Bezeichnungen für (mögliche) Regierungsbildungen geprägt wurden: Ampel- Koalition, Jamaika-Koalition, Kenia-Koalition. Oguibes Fahnen sind mit den Buchstaben DDR bestickt, die hier für Dekarbonisieren, Dekolonisieren, Reparieren (Rückführen und Rehabilitieren) stehen. Damit unterstreicht er die Notwendigkeit, den eigenen CO₂-Fußabdruck zu verkleinern, sich politisch, materiell und mental zu dekolonisieren und zurückzuführen, was von kolonisierten Gesellschaften geraubt wurde, zu reparieren, was zerstört wurde, und die Gesellschaften und Kulturen zu rehabilitieren, deren Rechte massiv beschnitten wurden.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Olu Oguibe und HKW, 2023
Werk in der Ausstellung: DDR: Decarbonize, Decolonize, Rehabilitate (2023), Textilarbeit, drei Fahnen, je 4,5 × 7 m. Courtesy Olu Oguibe