Eine bessere Gesellschaft – EBG

Comic-Geschichten von intergenerationeller Freude und Solidarität

Schulprojekt: MORUS-Oberschule

Zeichnung: Emilia Reichert. Basierend auf der Aussage der Zeitzeugin Hai Bluhm: „Ich bin damals mit dem Zug hierhergekommen. Ich bin ganz alleine hierhergekommen, also ohne Verwandte, aber mit anderen siebzig Studierenden. Wir sind erst mal mit dem Zug in Berlin Ostbahnhof angekommen, und dann wurden wir mit dem Bus abgeholt und nach Leipzig gefahren, und dort haben wir ein Jahr Deutsch gelernt.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Ben Zimmermann und Charlotte Böhning. Basierend auf der Aussage der Zeitzeugin Hai Bluhm: „1975 wurde ich zum Studium in die DDR geschickt. Ich bin direkt vom Krieg hierher angekommen, 1975 war Vietnam endlich befreit.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Sandro Tannenberg. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Damals war alles sozial abgesichert. Fast alle Studierenden waren abgesichert, unabhängig von dem Einkommen der Eltern. Jetzt nennt man es ‚BAföG-Stipendium‘. Es gab auch kein Problem mit der Unterbringung. Wir hatten unsere Internate, sie sind immer noch da. Aristotelessteig, diese drei großen Riesen-Neubauten – ich habe dort gewohnt. Alles war sicher. Mensa war da, 80 Cent kostete ein Mittagessen.“ Das Interview führten Melina Schulz, Flora Mitscherling und Roman Wenzel. Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Roman Wenzel. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Dann, 1981, gab es die Möglichkeit, in der DDR zu studieren. Es war mein Jugendtraum, marxistische politische Ökonomie zu studieren. Und sowas gab’s nur in der DDR.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Samantha Matthes. In Zusammenarbeit mit Charlotte Böhning. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Es gab dieses große Wohnungsprogramm. Die damals herrschende Partei hatte versprochen: Wir werden so viele Wohnungen bauen, wo alle DDR-Bürger eine trockene Wohnung mit Heizung und Bad und alles haben. In so einer Wohnung habe ich mit meiner Familie lange gewohnt. Die Stadtteile sind dann entstanden: Marzahn, Hohenschönhausen, Hellersdorf, Lichtenberg. Es gab keine Obdachlosigkeit.“ Das Interview führten Melina Schulz, Flora Mitscherling und Roman Wenzel. Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Lukas Steudtner. In Zusammenarbeit mit Mia-Coco Frommberger. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Bernd Lange: „In der DDR wurde das Schulsystem von Finnland und Schweden übernommen. Die Kinder waren damals erzogen. Alle mussten lernen, und alle mussten arbeiten.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Dave Degenkolb. Basierend auf der Aussage der Zeitzeugin Hai Bluhm: „Nach dem Krieg in Vietnam gab es nur noch Hunger. Wir waren nur siebzig Studenten hier, und in Vietnam studierten Millionen. Wir haben hier erst mal genug zum Essen gehabt, das war ein großer Vorteil meinen Freunden in Vietnam gegenüber. Wir haben Glück gehabt.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Ben Misgeld. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Ich bin zum Studieren nach Deutschland gekommen. Erst nach damals Westdeutschland in 1977. In Köln habe ich angefangen, Betriebswirtschaft zu studieren.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Ben Misgeld. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Bernd Lange: „In der DDR ging man von der ersten bis zur zehnten Klasse in dieselbe Schule. Wenn ein Schüler in der neunten Klasse dem Unterricht nicht folgen konnte, hätte er ab der achten Klasse eine Ausbildung machen und arbeiten können.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Lukas Steudtner. Basierend auf der Aussage der Zeitzeugin Hai Bluhm: „Es gab damals Unterstützung von der DDR für Vietnam. DDR ist doch das Bruderland damals sozialistischer Länder, da gehören Sowjetunion, DDR, Tschechien, Bulgarien und Vietnam auch dazu, auch ein paar andere Länder noch.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Flora Mitscherling. Basierend auf der Aussage der Zeitzeugin Hai Bluhm: „Ich habe schöne und wunderschöne Erinnerungen an die DDR. Ich denke jetzt immer noch an viele Sachen, die ich auch sehr gut fand. Zum Beispiel erst mal, wenn man Arbeit gesucht hat. Jeder hat Arbeit gefunden.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Mia-Coco Frommberger. Basierend auf der Aussage der Zeitzeugin Hai Bluhm: „Erst mal gleich beim Mauerfall war wirklich wie, ich muss sagen, mit dem Boden unter Füße weggezogen. Ich war im Erzgebirge bei Chemnitz, hier Richtung Tschechien, und keiner hatte Arbeit, fast alle waren arbeitslos, außer im öffentlichen Dienst.“ Foto: Dejan Marković

Zeichnung: Mia-Coco Frommberger und Melina Schulz. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Für den großen Teil, die so pauschal DDR verteufeln, das finde ich falsch. Weil in der DDR haben 18 Millionen Menschen gelebt, und 90 Prozent davon waren fleißige, gute, ehrliche Menschen, die nicht wegen Karriere oder so dort gelebt haben, sondern ihr Leben gelebt haben. Auch meine damalige Frau war ein überzeugtes Mitglied der SED, der führenden Partei. Sie war so überzeugt wie ich von dieser Idee einer besseren Gesellschaft. Es gab Fehler, es gab schlechte Seiten, aber insgesamt die Biografie des einzelnen Menschen muss man mit Haftung bewerten.“ Foto: Dejan Marković

Graffiti: Eine bessere Gesellschaft – EBG von Luis Brenner. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Für den großen Teil, die so pauschal DDR verteufeln, das finde ich falsch. Weil in der DDR haben 18 Millionen Menschen gelebt, und 90 Prozent davon waren fleißige, gute, ehrliche Menschen, die nicht wegen Karriere oder so dort gelebt haben, sondern ihr Leben gelebt haben. Auch meine damalige Frau war ein überzeugtes Mitglied der SED der führenden Partei. Sie war so überzeugt wie ich von dieser Idee einer besseren Gesellschaft. Es gab Fehler, es gab schlechte Seiten, aber insgesamt die Biografie des einzelnen Menschen muss man mit Haftung bewerten.“ Foto: Dejan Marković — Graffiti: *Eine bessere Gesellschaft – EBG* von Luis Brenner. Basierend auf der Aussage des Zeitzeugen Tanju Tügel: „Für den großen Teil, die so pauschal DDR verteufeln, das finde ich falsch. Weil in der DDR haben 18 Millionen Menschen gelebt, und 90 Prozent davon waren fleißige, gute, ehrliche Menschen, die nicht wegen Karriere oder so dort gelebt haben, sondern ihr Leben gelebt haben. Auch meine damalige Frau war ein überzeugtes Mitglied der SED der führenden Partei. Sie war so überzeugt wie ich von dieser Idee einer besseren Gesellschaft. Es gab Fehler, es gab schlechte Seiten, aber insgesamt die Biografie des einzelnen Menschen muss man mit Haftung bewerten.“ Foto: Dejan Marković

Die 9. Klasse der MORUS-Oberschule in Erkner hat sich mit dem Kunstlehrer Dejan Marković und den Künstler*innen Santiago Calderón und Aliza Yanes auf die Suche gemacht, um das Thema ‚Bruderländer‘ durch Interviews mit Zeitzeug*innen und die Erforschung historischer Spuren in der Stadt zu erfassen. Die Schüler*innen erweiterten ihr Verständnis der DDR-Geschichte mit Blick auf das Leben der Migrant*innen aus den ‚Bruderländern‘, erfuhren Geschichten, die in Vergessenheit geraten waren, und konzentrierten sich in ihren Recherchen auf Vorstellungen von einer Politik der Freude und Solidarität. Im Anschluss übersetzten sie die Interviews gemeinsam mit dem Künstler Hamed Eshrat in Comics, die auf acht Flaggen vor dem Haus gehisst sind. Die Vergangenheit dient hier als Zugang zum besseren Verständnis der Gegenwart, um die Frage zu beleuchten, inwiefern die damaligen und die heutigen Erfahrungen des Othering mit der heutigen Lebensrealität der Jugendlichen zusammenhängen.

Beteiligte Schule: MORUS-Oberschule in Erkner mit Charlotte Böhning (9a), Luis Brenner (9b), Dave Degenkolb (9c), Mia-Coco Frommberger (9c), Valeria Gaida (9b), Ben Misgeld (9c), Samantha Matthes (9b), Flora Mitscherling (9c), Emilia Reichert (9c), Melina Schulz (9c), Lukas Steudtner (9b), Sandro Tannenberg (9a), Roman Wenzel (9a), Lara Winzer (9b), Ben Zimmermann (9b)
Lehrer: Dejan Marković
Künstler*innen: Santiago Calderón, Aliza Yanes, Hamed Eshrat
Zeitzeug*innen: Tanju Tügel, Hải Bluhm, Bernd Lange

Werk in der Ausstellung:
Eine bessere Gesellschaft – EBG (2024), 8 Flaggen, je 150 × 230 cm. Courtesy die Künstler*innen