Sarah Ama Duah
Sarah Ama Duah erforscht in ihrer Arbeit Fragen rund um die großen geschichtlichen Narrative. Wie verändern sie sich? In welchem Verhältnis stehen sie zur materiellen und immateriellen Erinnerungskultur? In ihrer Performance to build to bury to remember (2023) entgrenzt Duah den Begriff der skulpturalen Plastik und hinterfragt die starre Strenge historiografischer Statuen, indem sie vermittels der Körper ihrer Performer*innen – und ihres eigenen – temporäre Denkmäler entstehen lässt.
Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Daffodils for feast day (2023/2024) setzt diese Reflexionslinie fort. Sie hinterfragt verschiedene künstlerische Darstellungen der ,Völkerfreundschaft‘, die in den Städten der DDR den öffentlichen Raum füllten und dort noch heute zu sehen sind. In Ostberlin, Dresden, Halle, Leipzig und anderen Städten schufen Künstler*innen Denkmäler, die den Internationalismus und seine visionäre Kraft widerspiegeln sollten. Diese in Figuration und technischer Ausführung divergierenden Skulpturen dienten dem Versuch, der Politik des Staates ein Denkmal zu setzen und gleichzeitig die Rolle der Kunst bei der Herstellung des öffentlichen Raums zu propagieren.
Duahs skulpturales Ensemble, das entlang dieser Manifestationen der politischen Freundschaft und der von ihnen aufgeworfenen Fragestellungen konzipiert ist, verweist darauf, wie biografische Erzählungen und Mikrogeschichten des Austauschs eingesetzt wurden, um staatliche Narrative zu stützen. Dem monumentalen Charakter des sozialistischen Internationalismus stellt sie eine Ode an all jene entgegen, deren Leben in seine politischen Mechanismen verstrickt war. Aus Gips gegossene Körperteile, Stofffetzen, Silikonstücke und Archivalien aus privaten wie staatlichen Quellen erinnern an die Geschichten von Wanderarbeiter*innen, erzählen von Frauenkörpern, die strenger Regulierung unterworfen waren, und skizzieren Möglichkeiten einer vielschichtigen Verbundenheit. Jenseits der großen Solidaritätsbekundungen zwischen Nationalstaaten, die in Staatsverträgen oder geopolitischen Allianzen fixiert wurden, hebt Duah das Intime hervor, das Komplizierte und Verborgene, das Unerzählte.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt produziert von Sarah Ama Duah und HKW, 2023–2024
Werk in der Ausstellung: Daffodils for feast day (2023/2024), Relief und Installation, Gips, Silikon, Papier, 175 × 60 × 200 cm. Courtesy Sarah Ama Duah