Zohra Opoku
Nach ihrem Master in Modedesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg wandte sich Zohra Opoku Textilkulturen jenseits der Modewelt zu, insbesondere traditioneller ghanaischer Kleidung. Sie schuf Collagen und experimentierte mit Fotografie, die heute noch eine tragende Rolle in ihrem Werk spielt. Opoku arbeitet mit einer Vielfalt von Textilien und mit Holz, um Aspekte ihrer Abstammung und Identität auf abstrakter Ebene zu erschließen. Geboren als Kind einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Brandenburg in der damaligen DDR, lebt sie heute in Accra. In ihrem künstlerischen Schaffen verhandelt sie ihre eigene, besondere Beziehung zu Ghana und Westafrika, aber auch diasporische Lebenserfahrungen im weiteren Sinne. In vielen Arbeiten bedient sie sich unterschiedlicher Drucktechniken und Methoden, Materialien ineinander zu betten, um mit den daraus resultierenden haptischen und visuellen Erzählungen Prozesse der Identitätsbildung aufzuschlüsseln. Dabei bindet Opoku Familienerbstücke und Selbstporträts ein, stellt persönliche Narrative in den Mittelpunkt umfassenderer Erkundungen des kulturellen Gedächtnisses. In Unraveled Threads (2017) zeigt Opoku eine Reihe von Drucken, die Fragen nach dem Selbst und seiner Verortung in einer komplexen Collage von Bild und Stoff konkretisieren. Dabei verknüpft sie verschieden konnotierte Textilien – Kente, ein traditioneller Akan-Stoff, und Denim – mit ihrem persönlichen und familiären Bildarchiv. In Ermangelung eines direkten Zugangs zu den Erinerungen ihres Vaters rekonstruiert Opoku dessen Geschichte durch ghanaische Kulturprodukte, durch Erzählungen ihrer Geschwister und ihrer Mutter. Für Echos der Bruderländer greift die Künstlerin auf ihre Self-Portraits (2015-16) zurück, die sie in diesem Kontext als eine Reihe von Fahnen entlang des Anna-Seghers-Gartens präsentiert. Die Künstlerin als Porträtierte ist in einem Spannungsverhältnis zwischen Präsenz und Unsichtbarkeit; sie hält den Blick der Kamera, während sie gleichzeitig durch Schichten natürlicher Elemente undurchsichtig gemacht wird. Opokus Selbstporträts sind keine klassische Selbstdarstellung, sondern entfalten die Frage der Identität in ihrer ganzen Komplexität.
Produziert von Zohra Opoku und Haus der Kulturen der Welt, 2023–2024
Werke in der Ausstellung: Self-Portraits (2015–16) Serie bestehend aus CYPERUS PAPYRUS (2015); LIFE OAK (2015); RHODODENDRON (2016); WISTERIA (2015); PYRACANTHA (2016); DICKSPONIA ANTARCTICA (2015); FICUS CARICA (2015); SASSA (2016), 8 Fahnen. Courtesy Zohra Opoku