Nachdem ein Gesetz 1927 ‚nicht-weiße‘ Südafrika-ner*innen aus Bars und anderen Vergnügungsstätten verbannte, entstanden überall im Land sogenannte shebeens: provisorische Kneipen, die als Alternative zu den verbotenen Etablissements fungierten. Einst Treffpunkte von Anti-Apartheid-Aktivist*innen, stellen shebeens heute die Leinwand dar, auf der sich die krassen Kontraste des Lebens in Südafrika abzeichnen. Genügend Geld ist da, damit der Alkohol fließen kann. Einerseits. Andererseits wirken Sucht, Bagatellkriminalität, massive Arbeitslosigkeit und unbehandelte Depressionen als sich gegenseitig verstärkende Faktoren in der Folge gescheiterter Programme für wirtschaftlichen Aufschwung, welche die negativen Auswirkungen der Apartheid gesellschaftlich und politisch abfedern sollten. Die unsichtbaren Gestalten in Ananias Léki Dagos Shebeen Blues existieren im Schatten – wörtlich ebenso wie metaphorisch gesprochen. Ihre Tage organisieren sich um das Treiben in Lokalen, wo Tag und Nacht sich kaum unterscheiden. Zugleich sind die shebeens – abseits der ständig aufflammenden xenophoben Gewalt – nach wie vor radikal panafrikanische Räume. Nirgendwo sonst auf dem Kontinent ist es einfacher, Nachtschwärmer*innen aus Simbabwe, Nigeria und Kongo anzutreffen, die freudig miteinander trinken. Als Ivorer ist Léki Dago hier ein zweifacher Eindringling: Er ist der Außenstehende mit der Kamera und einZeuge des aktuellen klandestinen Lebens in den Städten Südafrikas.

Werke in der Ausstellung: Aus der Serie Shebeen Blues: (2006-2009). Von links nach rechts: Alexandra Township, South Africa (2008); Alexandra Township, South Africa (2007); Chiawelo, Soweto, South Africa (2008); Orlando East, Soweto, South Africa (2007); Alexandra Township, South Africa (2007); Alexandra Township, South Africa (2007); Kliptown, Soweto, South Africa (2009); Chiawelo, Soweto, South Africa (2008); Zola, Soweto, South Africa (2006); Zola, Soweto, South Africa (2006); Eldorado Park, Soweto, South Africa (2009);  Chiawelo, Soweto, South Africa (2008); Orlando East, Soweto, South Africa (2007). Courtesy Ananias Léki Dago