Das Projekt In den Zelten des interdisziplinären Künstler*innenduos Antje Majewski und Olivier Guesselé-Garai ist inspiriert von den historischen tentes des réfugiés (Zelten für Geflüchtete) an der Stelle des heutigen Hauses der Kulturen der Welt (HKW). Verfolgten Hugenott*innen war es hier erlaubt, Getränke und Essen zu verkaufen. Ursprünglich als kurfürstliches Jagdrevier angelegt, öffnete Friedrich II. Mitte des18. Jahrhunderts den umliegenden Großen Tiergarten auch für die Berliner Öffentlichkeit. Hier fanden feierliche Zusammenkünfte statt, zudem war der Park zentraler Schauplatz der deutschen Revolutionen von 1848/49. In der Weimarer Republik entwickelte sich die Gegend rund um den Park zu einem lebendigen Viertel; so gründete Magnus Hirschfeld 1919 hier das weltweit erste Institut für Sexualwissenschaft, das 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Heute erinnert der Zeltenplatz – ein halbkreisförmiger Platz schräg gegenüber dem HKW – an die geschichtsträchtige Vergangenheit des Ortes. Für Forgive Us Our Tresspasses / Vergib uns unsere Schuld haben Majewski und Guesselé-Garai im Forough Farrokhzad Garten eine dynamische Zeltinstallation konzipiert, die sich in ständiger Transformation befindet. In Workshops laden sie die Besucher*innen dazu ein, sich an der Entstehung des Kunstwerkes zu beteiligen. Teilnehmende können etwa eigene Gedichte rezitieren und aufzeichnen, die Teil der Installation werden. Ausgehend von Bildmaterial aus dem Archiv des Museums für Naturkunde Berlin werden sie ermutigt, Selbstporträts sowie künstlerische Darstellungen von Pflanzen und Tieren aus dem Großen Tiergarten anzufertigen. Das Gebäude des HKW, die ehemalige Kongresshalle, steht als monolithisches Denkmal in starkem Kontrast zu Majewskis und Guesselé-Garais Werk, das durch seinen transformativen Charakter Grenzen verschiebt.

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Antje Majewski, Olivier Guesselé-Garai und HKW, 2024

Werk in der Ausstellung: In den Zelten (2024), Installation und Workshops, Mischtechnik auf Leinwand, Maße variabel. Courtesy Olivier Guesselé-Garai und Antje Majewski