Dani Gal hinterfragt in seiner künstlerischen Praxis die ambivalente Beziehung von Geschichtschreibung und Wahrheit. Mit einer Affinität für Formen der Manipulation und Neuerfindung mischt er in Filmen, Büchern und Installationen historische Fakten mit fiktionalen Storylines. Historical Records etwa umfasst eine Sammlung kommerziell produzierter LPs mit Aufzeichnungen von politischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts: Reden von Kwame Nkrumah, Mahatma Gandhi, Fidel Castro und vielen anderen. Gal untersucht mit diesem Projekt die Kommodifizierung dieser Ereignisse und die Manipulation des kollektiven Gedächtnisses. Sein Film Three Works of Piano (2022) rekonstruiert drei Pianokonzerte der musikalischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, darunter John Cages berühmtes Stück 4’33”, unterbrochen vom Gesang eines Besuchers, der ein nationalistisches israelisches Lied vorträgt. Gal betont damit die Rolle von Verschwiegenheit und Silencing bei der Durchsetzung eines herrschenden Nationalnarrativs. Seine Stücke funktionieren auch als Allegorien in der Betrachtung der komplexen Dynamik von Zeitzeug*innen und Gesellschaft. Dani Gals jüngstes cineastisches Projekt Dark continent (2023) thematisiert Rassismus in Form kolonialer Fantasien und deren musikalische Vermittlung. Der Film ist eine Adaptation einer Fallstudie aus Schwarze Haut, weiße Masken, dem 1952 erschienen antikolonialen Buch des Psychiaters und Schriftstellers Frantz Fanon. Erzeigt den Nervenzusammenbruch einer ‚weißen‘ Frau, ausgelöst durch den Klang der Trommeln, die vom Kolonialregime verboten wurden, weil man argwöhnte, sie seien Signale des Widerstands.

Werk in der Ausstellung: Dark continent (2023), 1-Kanal-Video, 25’, Buch und Regie: Dani Gal, mit Yoli Fuller, Maj-Britt Klenke, J. David Hinze und Patrick Joswig, Kamera: Itay Marom, Produktion: Kirberg Motors und Dani Gal. Courtesy Dani Gal