Dorothy Iannone
Dorothy Iannone erkundete ihr Leben lang die Grenzen von Sexualität, Repression und gesellschaftlichen Reaktionen auf Lust und Begehren. In ihrem Werk, das von intimen Texten über Malerei bis zu Film reicht, waren ihre US-amerikanischen Wurzeln eine ständig präsente Referenz: Prüderie und falsche Bescheidenheit stellte sie durch ihre sinnlich-rauen Darstellungen des weiblichen Eros und menschlichen Körpers ebenso auf die Probe wie durch die öffentliche Verhandlung eigener sexueller Erfahrungen. Iannone wollte Tabus offenlegen. In Berlin fand sie dafür ein produktiveres und offeneres Umfeld als in den USA. Von 1976 bis zu ihrem Tod 2022 lebte sie in der Stadt. Immer wieder als pornografisch bezeichnet, untersuchen ihre Darstellungen alltägliche und spirituelle Dimensionen sexueller Bindungen und letztlich der Liebe an sich. Flora and Fauna (1973) handelt von Transzendenz. Die Arbeit ist eine Art psychedelischer Garten Eden, mit Verweisen und visuellen Anspielungen auf Altägypten, das antike Griechenland und frühchristliche Mosaike. Zu sehen sind eine stilisierte weibliche und männliche Figur, Totem-ähnlich, aber leicht geneigt stehend, in einer üppigen Tier- und Pflanzenwelt, die sie fast verschlingt. Ein Spätwerk ist The Sheltering Sky (2010): Die Papierarbeit auf Holz zeigt einen explizit romantischen Moment erotischer Hingabe, den Iannone auch in ihren Texten beschrieben hat. The Sheltering Sky ist Teil ihrer Serie Movie People, die sie als „Szenen aus meinen Lieblingsfilmen über bedingungslose Liebe“ beschrieben hat, „oder jedenfalls über das Opfer meines eigenen Glücks für das Glück des/der geliebten Anderen“
Werke in der Ausstellung: Kurze Wandseite: Lord Liberty (2019), Skulptur, Acryl, Tusche auf Holz, 156 × 130 × 22 cm. Rechte Seite, von links nach rechts: The Piano (2009), Skulptur, Gouache und Acryl auf Papier auf Holz, 24 × 53 × 15 cm; Flora and Fauna (1973), farbiger Siebdruck auf Papier, 60 × 73 cm; The Sheltering Sky (2010), Skulptur, Gouache und Acryl auf Papier auf Holz, 53 × 52 × 16 cm; Oh Wasn’t It Just Yesterday (1980), Gemälde, gerahmtes Acryl und Gouache auf Karton auf Holz montiert, 59 × 54 cm. Kurze Wandseite gegenüber: Lady Liberty (2019), Skulptur, Acryl, Tusche auf Holz, 156 × 126 × 22 cm. Courtesy Air de Paris & Peres Projects