Felix de Rooy
Seit den 1970er Jahren produziert der multidisziplinäre queere Künstler Felix de Rooy Arbeiten, die verdeutlichen, dass die Raumzeit der Karibik alles andere als monolithisch und linear ist. In Poesie, Theater, Film, Malerei, Assemblage, digitalen Collagen, Wandhängungen und kuratorischem Engagement überwindet er den eurozentrischen Horizont der Fantasien von dem, was ist und wie es sein sollte. Er selbst spricht von einem „psychischen Realismus“. In seinen Werken leben Aspekte diverser Spiritualitäten und ästhetischer Regime Seite an Seite. In Resurrection (1987) und River Spirit (2007) sind Materie, Menschen und ihre Interaktionen mit natürlichen und kosmologischen Welten eng verbunden und unauslöschlich. Trotz Plünderung, Tod, Verbannung in die Verborgenheit und Ungerechtigkeit kann ihnen nichts ihre Handlungsmacht nehmen. Sie empfinden, reagieren und leisten Widerstand gegen die ewigen, endlosen Folgen des Kolonialismus. Forgive Us Our Trespasses / Vergib uns unsere Schuld präsentiert eine Auswahl dieser eigensinnigen Werke. Liebe, Schönheit, Sehnsucht und Gemeinschaft halten die Wesen in de Rooys Werk untrennbar zusammen. Wünsche und Begehren helfen ihnen, unvermeidliche Probleme zu lösen und Bindungen einzugehen. Dafür stehen beispielhaft die in Papiamento gesprochenen Filme Almacita di Desolato (1986) oder Ava & Gabriel – Un Historia di Amor (1990). Die Subjekte in de Rooys Kunst finden Rückhalt bei den Ahn*innen, den Mythen und Techniken, die sie entwickeln, um in Ekstase und Harmonie mit den zahlreichen, exuberanten und zugleich fragmentierten Historien und Kulturen auf dem niederländisch-karibischen Archipel zu existieren. Im Zentrum seines Schaffens steht der formale und spirituelle Synkretismus. Dies und viele andere sich von den originären Kunstformen der Region ableitende Modi sind Zeugnisse dafür, dass Menschen von vielen Orten stammen und aus vielen Zeiten kommen, in denen verschiedene Körper, Geschlechter und Gruppen leben, die sich denkolonialen Indizes nicht (länger) unterwerfen.
Werke in der Ausstellung: Linke Seite: Alma Nova (1999), Aquarell, Bleistift, 24 × 29 cm; Incipit Vita Novis (1999), Aquarell, Bleistift, 24 × 29 cm; Orpheus in Gaia (1996), Mixed-Media, Sammelbox mit Handanhängseln aus Metall, 75 × 50 × 24cm; Resurrection (1987), Collage aus Holz in dreieckigem Rahmen, 110 × 127 cm; The Trip (1971), Filzstift auf Papier, 72 × 70 cm. Rechte Seite: Tula’s Dream (2008), Öl auf Leinwand, 110 ×120 cm; River Spirit (2007), Acryl auf Sprühfarbe auf Leinwand, 238 × 119 cm; Icarus (2008), Acryl und Öl auf Leinwand, 119 × 238 cm; Cry Suriname (2002), Mixed-Media, Holz- und Knochenskulptur, 2 Bücher, 71 × 53 × 29 cm. Courtesy Felix de Rooy