Hikaru Fujii setzt sich in kollektiven Praktiken, performativen Workshops und Videos mit der japanischen Geschichte und dem Trauma des Landes auseinander. Methodisch widmet sich Fujii diversen historischen Subjekten, Themen und Perioden. Er konstruiert in seinem Schaffen ein paralleles, unbequemeres Narrativ der vergangenen zweihundert Jahre Japans – von den imperialistischen und rassistischen Subtexten der erstarkenden nationalen Identität in der Meiji-Ära bis zur katastrophalen militaristischen Periode. Die Besucher*innen sehen Menschen unterschiedlicher Herkunft auf drei hintereinander montierten Screens. Es sind Menschen in Not, die dennoch Haltung wahren. Ihre Schreie und Verbeugungen werden von dem Ruf „Owattenai darō!“ („Es ist nicht vorbei!“) überlagert. Alle Protagonist*innen dieser Inszenierung, samt einer Vietnamesin und eines US-amerikanischen Soldaten, der in Vietnam gekämpft hat, leben in Saiki, einer japanischen Stadt, wo die Menschen kollektiv trauerten, als der Kaiser am 15. August 1945 die bedingungslose Kapitulation Japans erklärte. Für Fujii ist dieser spezifische Moment des ‚Kriegsendes‘ 1945 eine nationale Fiktion, die als ‚Reset‘ im Nachkriegsjapan wirkt und sich im Gegensatz zu dem Land positioniert, das ansonsten von zahlreichen Kontinuitäten, Verwick-ungen und Komplizenschaft mit den Kriegsparteien geprägt ist. War Is Over verweist auf individuelle und kollektive Schuld, auf Reue und Erinnerungskultur, die im Kontext Japans – als eine der Achsenmächte ein entscheidender Verbündeter NS-Deutschlands – thematisiert werden.

Werk in der Ausstellung: War Is Over, 3-Kanal-Video, 12’. Courtesy Hikaru Fujii