Isaac Chong Wai
Isaac Chong Wai erkundet das Zusammenspiel von Geschichte, Erinnerung und gelebter Erfahrung. Sein Werk verwandelt das nicht Greifbare, Immaterielle in konkrete, performative Momente. Ein herausragendes Beispiel in seinem Œuvre ist die Kombination von individueller und kollektiver Erzählung in One Sound of Histories: Für diese Performance aus dem Jahr 2015 kamen Menschen auf dem Weimarplatz in Weimar zusammen, um ihre Lebensgeschichten zu erzählen. In der Gleichzeitigkeit ihrer Präsentation erinnerten die Beteiligten an Skulpturen im öffentlichen Raum. Die räumliche Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit mündete in einen neuen historischen Moment. Im Jahr 1936 hatten die Nazis den heutigen Weimarplatz als Gauforum angelegt. Seitdem wurde er mehrfach umgestaltet und umbenannt. Ein Teil der umliegenden Gebäude fungiert heute als Einkaufszentrum. Chongs Arbeit reflektiert durch die in den Erzählungen entstehenden intimen Momente diesen spezifischen Ort und lädt die Passierenden ein, ihre eigene Beziehung zur Geschichte, Erinnerung und zu anderen Menschen neu zu denken. Durch das Hörbarmachen bislang ungehörter Stimmen und eine Neuformung des Verständnisses von historischen und persönlichen Narrativen verwandelt One Sound of Histories den Ort des Traumas in einen Raum der Erinnerung und Reflektion
Werk in der Ausstellung: One Sound of Histories (2015), 1-Kanal-Video, 15’ 43”. Courtesy Isaac Chong Wai, Blindspot Gallery und Zilberman, Istanbul/Berlin/Miami