Die Filme und Installationen von Larissa Sansour rücken dystopische Bilder und folkloristische Elemente ins Blickfeld. Ausgehend von dieser Ikonografie erkundet die Künstlerin Bereiche wie Mythos und Nostalgie. Deutlich beeinflusst von Science-Fiction und deren Schnittstellen zu Archäologie, Politik und Musik, thematisiert ihr Werk Phänomene wie Gedächtnisverlust und nationale Identität im Kontext von Palästina. In Vitro, ihr 2019 in Co-Regie mit Søren Lind realisierter und bei der 58. Biennale von Venedig präsentierter Zweikanalfilm, spielt nach einer ökologischen Katastrophe in der biblischen Stadt Bethlehem. As If No Misfortune Had Occurred in the Night (2022) ist die Dreikanalvideoproduktion einer arabischen Oper über Verlust, Trauer und intergenerationelles Trauma. Der Film übernimmt die Form eines Altartryptichons und enthält eine von Anthony Sahyoun eigens dafür komponierte und von Nour Darwish gesungene Arie. Sie basiert auf Gustav Mahlers Kindertotenlieder und dem palästinensischen Volkslied „Mashaal“. Familiar Phantoms (2023) ist ein dokumentarischer Experimentalfilm über die Auswirkungen fiktionaler Erzählungen auf die Konstruktion und Neuinterpretation von Erinnerung. In diesem von Sansours eigenen Kindheitserinnerungen inspirierten filmischen Essay mischen sich Live-Aufnahmen mit diversem Archivmaterial: Objektcollagen, Familienfotos und Super-8-Bilder. „Die Erinnerung ist die Meisterin der Täuschung“, sagt Sansour. Die Bilder verweisen auf eine Praxis, die den eigenen, ganz persönlichen Erinnerungen und blinden Flecken folgt und in den die Familiengeschichte über-lagernden Fabulationen die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation überwindet. 

Werk in der Ausstellung: Familiar Phantoms (2023), 1-Kanal-Video, Ton, 42’. Courtesy Larissa Sansour und Søren Lind