Lizza May David arbeitet multimedial. Im Fokus ihres künstlerischen Schaffens stehen die eng mit der philippinischen Realität verwobenen Folgen der Kolonialzeit. Sie thematisiert die Kommodifizierung von Care sowie individuelle Erfahrungen und Archive im Allgemeinen. Mit visuellen Brüchen, Friktionen und Dissonanzen bringt David die sich in ihrem Arbeitsmaterial manifestierenden, generell akzeptierten Wahrheiten ins Wanken. Ihr Videoprojekt The Model Family Award (2008) ist das Ergebnis diverser Überschreitungen gesetzter Grenzen. Um an Bilder für das Werk zu kommen, gab sich die Künstlerin als Journalistin aus. Sogelang es ihr, einen Wettbewerb für die Verdienste von Overseas Filipino Workers (OFW) zu dokumentieren. The Model Family Award entlarvt die Preisverleihung als plumpes Manöver, das den Warencharakter der Arbeit fortschreibt, denn die harsche wirtschaftliche Realität hinter den scheinbar erfolgreichen Familiengeschichten bleibt unsichtbar. David kritisiert die Rolle der Medien als verstärkenden Faktor und entlarvt den künstlichen Charakter der Kategorien, in denen die Modellfamilien Punkte machen können: erfolgreiche Reproduktion, Verdienstchancen und andere produktive Modi. Die Preisverleihung im glamourösen Ambiente eines Schönheitswettbewerbs wirkt surreal, spielt jedoch mit optisch vertrauten Markern. Davids The Model Family Award unterläuft die Erwartungen an das Medium Film auch methodisch durch die vom Amateurfilm übernommene Aufnahmetechnik mit der Handkamera. Damit schafft die Künstlerin eine affektive Distanz zu den porträtierten Personen und lässt Raum, um die fast verzweifelte Verstärkung von Geschlechterklischees und das Versprechen einer rosigeren Zukunft vorzuführen. 

Werk in der Ausstellung: The Model Family Award (2008), 1-Kanal-Video, 11’ 24”, Englisch und Tagalog mit englischen Untertiteln. Courtesy Lizza May David