Mansour Ciss Kanakassy lädt sein Publikum ein, Übertretungen als ein zweischneidiges Schwert zu verstehen, einerseits Sünde und Verbrechen, andererseits Erlösung und Widerstand. Er erinnert an die brutalen und ungezügelten Vergehen des Kolonialismus und Neokolonialismus, wie beispielsweise die Einführung des CFA-Franc. Gleichzeitig präsentiert er seine eigene Währung – den Afro – als ein Instrument der ökonomischen, kulturellen, historischen Emanzipation und vor allem als Ausdruck der Würde der Völker Afrikas. Der Afro ist nur eines von vielen ‚Produkten‘ von Mansour Ciss Kanakassys 2001 gestarteter wegweisender Initiative mit dem emblematischen Titel Le Laboratoire de Déberlinisation (Deberlinisierungslabor). Mansour Ciss Kanakassys Werk ist ein gesellschaftspolitisches, sozioökonomisches und künstlerisches Projekt, das auf ein neues Verständnis und eine Rekalibrierung des Umgangs mit Geschichte abzielt. Es ist zugleich in mehrfacher Hinsicht – disziplinär wie geografisch – ein Projekt der politischen Bildung, das eine Aufklärung und Stärkung der Zivilgesellschaft anstrebt. Die aktuelle Edition von Le Laboratoire de Déberlinisation trägt den Titel The Factory of the Future (Zukunftsfabrik) und präsentiert sich in Form einer Kioskfiliale der Afro Bank, deren ‚Angestellte‘ den Besuchenden das Konzept von Le Laboratoire de Déberlinisation erläutern. Am Kiosk können überdies zum Wechselkurs von 2 zu 1 Euros in Afro umgetauscht werden. Die Installation umfasst zudem Fotografien, Zeichnungen, Plakate, Videos und anderes visuelles Material zum Afro und zu Le Laboratoire de Déberlinisation. Während der Laufzeit von Forgive Us Our Trespasses / Vergib uns unsere Schuld, wird der Afro vom HKW auch als (in-)offizielle Währung für die Bezahlung von Kaffee und anderen Getränken im Restaurant Weltwirtschaft akzeptiert.

Werk in der Ausstellung: Le Laboratoire de Déberlinisation. Fabrique du Futur (2024), Sperrholz, Papier, 1-Kanal-Video. Courtesy Mansour Ciss Kanakassy