Nasan Tur lässt sich von den Spannungen und Botschaften in urbanen Settings inspirieren. Er liest diese als Kommentare ideologischer Konflikte und gesell-schaftlichen Scheiterns. Seine Videoinstallation Invisible erkundet die verborgene Präsenz muslimischer Communitys in deutschen Städten und wirft ein Licht auf die komplexe Dynamik von Integration, Sichtbarkeit und kultureller Identität. Invisible montiert heimlich gedrehte Filmaufnahmen der Eingangsbereiche islamischer Einrichtungen in verschiedenen Städten. Moscheen und Kulturzentren, die sich ohne Beschilderung oder Hinweise auf ihre religiöse und kulturelle Bedeutung in unauffälligen Gebäuden, Hinterhöfen und umgewidmeten Gewerberäumen befinden, fügen sich nahtlos ins urbane Gewebe. In seinem visuellen Narrativ konfrontiert Tur das Publikum mit dem Dilemma von Integration und kultureller Auslöschung. Die ‚Unsichtbarkeit‘ der gefilmten Räume verdeutlicht die Assimilation muslimischer Gemeinschaften und Gemeinden: Sie prägen die bestehende Stadtlandschaft nicht, sondern passen sich ihr an. Gleichzeitig wirft diese Unsichtbarkeit die Frage nach der Unterdrückung kultureller oder religiöser Identitäten und nach dem Recht auf sichtbare Präsenz im öffentlichen Raum auf. Damit steht Invisible für Turs Ansatz, soziale und ethische Dimensionen gesellschaftlichen Handelns sowie Selbstverständnis und Identität zu hinterfragen. Mirrors (2017/2024) hingegen fokussiert auf den Kontrast von Sichtbarkeit und raren intimen Momenten, indem es Worte einbezieht, die auf den Kondensfilm eines Badezimmerspiegels geschrieben wurden. Mit der Installation setzt Nasan Tur seine Auseinandersetzung mit Widerstand und Repression, Meinungsfreiheit und individuell erlebtem gesellschaftlichem Druck fort.

Werke in der Ausstellung: Invisible (2004), Installation aus 10 Monitoren, Metallregal, Maßevariabel; Mirrors (2017/2024), Serie aus geätzten Spiegeln, 80 × 100cm. Courtesy Nasan Tur