Top Secret, entstanden zwischen Dezember 1989 und Februar 1990, besteht aus einem Karteikasten mit Karten, die Nedko Solakovs Zusammenarbeit mit der bulgarischen Staatssicherheit in seiner Jugend zwischen 1978 und 1983 dokumentieren. Die erste Ausstellung des Werks im Frühjahr 1990, auf dem Höhepunkt der dramatischen Wende nach jahrzehntelanger kommunistischer Herrschaft, provozierte zahlreiche Kontroversen. 28 Jahre lang blieb die Informantentätigkeit des Künstlers in der Öffentlichkeit undokumentiert. Erst im April 2018 wurden die Akten zur Beziehung zwischen Solakov und der Staatssicherheit der Volksrepublik Bulgarien freigegeben. Seine Geste der Selbstoffenbarung in diesem künstlerischen Projekt ist im postkommunistischen Europa nach wie vor einzigartig. Top Secret symbolisiert die Realität jener Zeit. Ein 2007 in seinem Atelier in Sofia gedrehtes vierzigminütiges Video zeigt den Künstler bei der Lektüre der Karteikarten. Solakov nennt im Film irrtümlicherweise das Jahr 1976 als Zeitpunkt, an dem er seine Tätigkeit für den bulgarischen Geheimdienst aufnahm. Tatsächlich war er von 1978 bis 1983 Informant der Staatssicherheit.

Werke in der Ausstellung: Top Secret (1989–90 / 2007), Acryl, Tusche, Öl, Fotografien, Graphit, Bronze, Aluminium, Holz, 179 Karteikarten in Originalverpackung, 1-Kanal-Video, 40’ 07”; My Conscience Tormenting Me (1988), Öl und Graphit auf Leinwand, 72,9 × 92× 3 cm. Courtesy Collection Van Abbemuseum, Eindhoven; Guilt (2023), Serie von Zeichnungen auf Papier, Aquarell und Tinte, je 28 × 39 cm. Courtesy Nedko Solakov