Seit 2002 arbeiten Patricia Gomez und María Jesús González an Projekten, die Lebensspuren an verlassenen und von Konflikten geprägten Orten sichtbar machen. Mit ihren charakteristischen, großformatigen Wand-ablösungen sowie Video und Fotografie aktivieren sie nicht nur die Erinnerung der Menschen, die an diesen Orten lebten, sondern appellieren auch an das ethische Bewusstsein und soziale Engagement der Betrachter*innen. Sie realisierten Arbeiten in ehemaligen Gefängnissen, geschlossenen psychiatrischen Anstalten, leerstehenden Häusern auf dem Land oder, wie für ihre Werkserie À tous les clandestins (Für alle Klandestinen, 2014–2023), in Internierungslagern für Migrant*innen. Durch eine archäologische Methode der Ablösung von Mauerteilen (strappo) machte das Duo unter Wandfarbe verborgene Nachrichten und Zeichnungen von Migrant*innen in mauretanischen und spanischen Camps entlang der wichtigsten Migrationsrouten der vergangenen Jahre sichtbar. Durch die Offenlegung dieser vergessenen Spuren der Migration gewinnen die Künstlerinnen „rebellisches Wissen“ (David Pérez) zurück und fordern zugleich dazu auf, sich auf die gefährlichen Erfahrungen von Migrant*innen sowie auf ihre Motive und Hoffnungen einzulassen und diese neu zu lesen. In mehreren Aktivierungen, entwickelt in Kooperation mit Gomez und González, können Besuchende der Ausstellung in radikal-pädagogischen Workshops die Arbeit der Künstlerinnen mit lokalen Migrationsgeschichten in Berlin verbinden.

Werke in der Ausstellung: Aus der Serie À tous les clandestins (2014–2023). Von links nach rechts: Please don’t paint the wall. Charlie-D. Celda 4–I (I). CIE ElMatorral, Fuerteventura (2014), Wandablösung auf Voile-Leinwand, 91 × 192 cm; Celda 5–4. Centro de Retención de Migrantes de Nouadhibou, Mauritania (2015), Wandablösung auf schwarzer Leinwand, 150 × 340 cm; Please don’t paint the wall. Charlie-D. Celda 4–I (II). CIE El Matorral, Fuerteventura (2014), Wandablösung auf Voile-Leinwand, 91 ×192 cm; ¿Quién nos volverá! / CIE El Matorral, Fuerteventura. Patios y celdas / Please, don’t paint the wall (2014–2023), 1-Kanal-Video, 2’ 14”, 3’ 19”, 11’ 02”; Bonne Chance (2015–2023), 1-Kanal-Video, 108’ 38”. Courtesy Patricia Gomez und María Jesús González