Rebecca Pokua Korang verbindet in ihrer Praxis Performance und Bodywork mit Multimediakunst, der Dokumentation von Protesten, Spoken Word und Alltagsgegenständen. Diese Elemente kombiniert sie, um Geschichten von kultureller Eigenart zu erzählen. Die Berlinerin thematisiert, was ihre Community umtreibt: Racial Profiling, Polizeigewalt und Überwachungsstaat. Auf diese Aspekte fokussiert sie vor dem Hintergrund einer Neuen Rechten und der langen Geschichte von Unterdrückung und Othering. Verwoben & Vergessen legt Zeugnis ab von der Gewalt, die Akten der Auslöschung innewohnt. Die Arbeit kombiniert Fotografien ghanaischer Kriegsgefangener in der Kolonialzeit, Propagandamaterial aus den 1940er Jahren und gewebte Spitze als Reminiszenz an die Vorhänge, die zu jener Zeit populär waren und noch heute manches Fenster zieren. Der Stoff verhüllt metaphorisch den Blick derjenigen, die entschlossen hatten, ihre Augen vom Völkermord abzuwenden. Wir sind hier, scheint Korangs Werk zu sagen, weil ‚weiße‘ Deutsche dort waren, weil rassistische Fantasien und Exotismus die Ausweitung des Kolonialreichs beförderten und dem Glauben der Nazis an Hierarchien der Menschheit Nahrung boten. Dennoch beharrt Korang nicht auf der Trennbarkeit der eigenen von einer ‚deutschen‘ Erfahrung. Vielmehr fordert die Künstlerin dazu auf, die Perspektive des Pluriversums einzunehmen, mit dem ihre eigene heterogene Herkunft verbunden ist. Das zärtliche Gefühl des Zusammenseins angesichts verlorener Unschuld manifestiert sich imSchwamm eines ghanaischen Fischers, den Korang fest mit der deutschen Spitze verwoben hat. 

Werk in der Ausstellung: Verwoben & Vergessen (2023), Textil, 1-Kanal-Video, 10’ 22”. Courtesy Rebecca Pokua Korang