Steven Cohen
Seit über vierzig Jahren überwindet Steven Cohen mit seinem künstlerischen Schaffen die Grenzen sozialer Konventionen. Aufgewachsen während des Apartheidregimes in Südafrika, orchestriert er radikale Interventionen, die ihre subversive Wirkung durch subtile, einnehmende Provokationen entfalten. Cohen positioniert sich dezidiert gegen normative Vorstellungen, die Menschen in ihrer Entfaltung mental und körperlich einschränken. Er rückt in seiner Arbeit die Marginalisierten der Gesellschaft in den Fokus. Forgive Us OurTrespasses / Vergib uns unsere Schuld präsentiert zwei Arbeiten, die den langen Weg des Künstlers als poetischem Unruhestifter demonstrieren. DEFACE (2024), eine anlässlich der Eröffnung der Ausstellung präsentierte Live-Performance, ist ein Selbstporträt, das nach der Vorstellung beim Abschminken entsteht. Er lenkt den Blick auf das dem Bühnenauftritt folgende Ritual und damit auf das Kunstwerk, das mit Make-up, Puder, Glitter, Lippen-stift, Schmetterlingsflügeln, Schweiß und Hautpartikeln geschaffen wurde und nun wieder zerstört wird. In COQ/COCK (2013) überlässt Cohen die Choreografie einem Hahn, der ihn an einem an seinen Genitalien befestigten Band über den Platz der Menschenrechte am Trocadéro in Paris zieht. Mit nationalen Symbolen Frankreichs, Referenzen an den Glamour des Les Folies Bergère, seinem Penis und eigenen Identitätsmarkern – weiß, jüdisch, queer – thematisiert diese Performance, wie politische Strukturen das Leben des Künstlers als Südafrikaner in Frankreich bestimmen (und ihn wortwörtlich durch den öffentlichen Raum zerren). Zehn Minuten nach Beginn des Happenings im Herbst 2013 wurde Cohen von der Polizei festgenommen. Es folgte ein langes Gerichtsverfahren, in dem sich der Performer erfolglos gegen eine Verurteilung wegen exhibitionistischer Handlungen wehrte: ein weiterer Beitrag zur Debatte über die Grenzen des künstlerischen Ausdrucks und der Zensur.
Werke in der Ausstellung: COQ/COCK (2013), 1-Kanal-Video, 5‘ 28“; DEFACE (2024), 1-Kanal-Video. Courtesy Steven Cohen und Stevenson Cape Town, Johannesburg und Amsterdam