Aus der Perspektive einer holistischen Weltsicht erforscht Theo Eshetu die Gemeinsamkeiten verschiedener Religionen und die Möglichkeit, aus der Vereinigung der Gegensätze ein Ganzes zu schaffen. Diese philosophische Überlegung inspiriert auch seine Filmsprache, die das Dokumentarische mit abstrakten Mustern, repetitiven Formen und Spiegelungen verschmilzt. Eine der beiden Videoarbeiten in der Ausstellung entstand auf der Insel Lamu vor der kenianischen Küste, die andere auf dem Turkanasee im Nordwesten des Landes. The Festival of Sacrifice (2012) betrachtet eines der wichtigsten islamischen Rituale während des Opferfests Eid-ul-Adha. In kaleidoskopischen Mustern, Multiplikationen und Reflektionen wandelt sich der Akt des Ziegenopferns in eine visuelle Landschaft aus ornamentalen Bildern, die die Spiritualität dieser Kulturpraxis in den Blick rücken und Referenzen an die Ästhetik der islamischen Kunst sind. Das musikalische Ambiente kombiniert Elektrosound mit islamischen Klangmotiven und intensiviert auf diese Weise das Gefühl von Verbundenheit auf visueller und klanglicher Ebene. In der Auftragsarbeit In the Shadow of Turkana Boy (2024) fokussiert der Künstler aufdie Alltäglichkeit von Überleben und Tod. Sein Blick richtet sich bei diesem Projekt auf die Fischerei: Die Beziehung zwischen Mensch und Tier sowie zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren ist Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Zyklus von Leben und Sterben.

In the Shadow of Turkana Boy (2024) in Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Theo Eshetu und HKW, 2024 

Werke in der Ausstellung: In the Shadow of Turkana Boy (2024), 1-Kanal-Video, 30’, Sounddesign: Keir Fraser; The Festival of Sacrifice (2012), 12-Kanal-Video, 18’, Sounddesign: Keir Fraser. Courtesy Theo Eshetu