Jurystatement

Der Königssohn Kibogo steht in diesem Roman symbolisch für den Widerstreit zwischen traditionellem Glauben und kolonialer Evangelisierung. Das kollektive Gedächtnis erinnert sich an den vor langer Zeit in Ruanda verstorbenen Kibogo, der in den Tagen der Dürre Regen brachte, sich opferte und in den Himmel emporstieg. Mukamwezi, die Frau des Geistes von Kibogo, fragt: „Woran willst du glauben? An das, was die Padri sagen, oder an die Erzählungen deiner Mutter?“ Das schürt Konflikte, die Dorfbewohner*innen wissen nicht mehr, an wen sie sich wenden sollen. Scholastique Mukasonga erzählt diese reiche Geschichte eines Landes, seiner Wurzeln und Legenden in einer zugleich spöttischen und zärtlichen Sprache. Sie lässt die Leser*innen in diese unglaublichen Geschichten eintauchen, die von Generation zu Generation überliefert und im Laufe der Zeit immer weiter ausgeschmückt werden. Diese Kunst des Erzählens spiegelt sich in der präzisen Übersetzung von Jan Schönherr wider, die dem Rhythmus Mukasongas folgt und die Oralität des Textes auf wundervolle Art ins Deutsche überträgt.
– Ibou Coulibaly Diop

Scholastique Mukasonga, geboren 1956 in Ruanda, lebt und arbeitet in der Normandie. Ihre Romane erscheinen bei Éditions Gallimard. Sie wurde unter anderem mit dem Prix Renaudot, dem Grand Prix SGDL de la Nouvelle und dem Prix Simone de Beauvoir pour la liberté des femmes ausgezeichnet. Ihr Buch Die Heilige Jungfrau vom Nil wurde 2019 unter dem Titel Notre-Dame du Nil verfilmt.

Jan Schönherr lebt in München und hat Autor*innen wie Jack Kerouac, Jacques Poulin und NoViolet Bulawayo übersetzt. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern 2022.

Info:
Scholastique Mukasonga: Kibogos Himmelfahrt
aus dem Französischen von Jan Schönherr
Claassen, 2024
Leseprobe im Reader zur Shortlist [PDF; ca. 0,9MB]
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