Jurystatement

In Adèle Rosenfelds Roman geht es um Münder. Und Stimmen. Und Ohren. Und Licht. Rosenfeld erzählt von Louise, die aus der Welt der Hörenden stammt, wegen ihrer drohenden Taubheit aber in die Welt der Gehörlosen driftet. Die Außenwelt wird für sie zu einer Quelle der Angst; Louise verwendet all ihre Kraft darauf, zu verschleiern, wie wenig sie verstehen kann. „Die Stille wurde zu einem Feind, den es zu bekämpfen galt“, schreibt Rosenfeld und beschreibt an anderer Stelle die „letzten Sonnenstrahlen, die die Modellierungen der Lippen nicht völlig zunichtemachen”. Diese einzigartige Sprache hat Nicola Denis auf herausragende Weise ins Deutsche übersetzt, feinfühlig und mit einem poetischen Gespür für den Klang ihrer Worte. Dies ist eine Geschichte, die so noch nicht erzählt wurde: bewegend, lyrisch, als ein Ausdruck jener Stärke, die das Leben mit einer Hörbehinderung erfordert. Die Hörenden dürfen dankbar sein, die Welt durch Rosenfeld und Denis besser zu verstehen.
– Khuê Phạm

Adèle Rosenfeld wurde 1986 geboren und lebt in Paris. Quallen haben keine Ohren ist ihr erster Roman. Er stand auf der Shortlist des Prix Goncourt du Premier Roman und wurde mit dem Prix Première 2023/2024 sowie dem Prix Fénéon 2022 ausgezeichnet.

Nicola Denis, geboren 1972 in Celle, übersetzt unter anderem Honoré de Balzac, Éric Vuillard und Marie-Claire Blais. 2021 erhielt sie den Prix lémanique de la traduction und 2023 den Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis. Für ihre Übersetzung von Quallen haben keine Ohren wurde sie gemeinsam mit der Autorin Adèle Rosenfeld mit dem Prix Première 2023/2024 ausgezeichnet.

Info:
Adèle Rosenfeld: Quallen haben keine Ohren
aus dem Französischen von Nicola Denis
Suhrkamp, 2023
Leseprobe im Reader zur Shortlist [PDF; ca. 0,9MB]
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