Die Wandteppiche und Gemälde von Alibay Bapanov tragen eine zeitgenössische Handschrift, wurzeln aber gleichzeitig in den traditionellen Techniken und Symbolen Kasachstans. Bapanov begann 1968 an der Kunstschule in Almaty zu studieren und machte seinen Abschluss in den 1970er Jahren am Staatlichen Kunstinstitut in Moskau. In der Folge entwickelte er eine künstlerische Praxis, in deren Rahmen er alte Webtechniken wie tekemet (die Herstellung von Filz durch das Zusammenpressen von Wollfasern) oder Malerei auf suzani (hand genähter Nadelspitze) mit moderner Acrylmalerei oder Mischtechniken kombiniert. In seiner Vertrautheit mit Filz als fühlbar wärmespeicherndem Material sieht der Künstler auch ein kulturelles Äquivalent von Schutz. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich sein Werk durch ein symbolt rächtiges künstlerisches Idiom aus, dessen Bildsprache durch Abstraktionsprozesse entsteht, die mittels starker Farbkontraste und fließender Übergängen erreicht werden – oft über mehrere Schichten hinweg. Die hier ausgestellten Werke verweisen auf nomadische Erzählungen und die tengrische Mythologie von Bapanovs Vorfahr*innen. Sie verstehen sich als Embleme einer Kosmovision, die Erinnerungen und Legenden von Tieren, Menschen und Naturgott heiten heraufbeschwört, die durch die kasachische Steppe zwischen Zentralasien und Osteuropa ziehen. Кочевники [Nomaden] (2023) beispiels weise spielt auf Reisen zu Pferd in ferne Länder an und betont den Glauben an mythische Inkarnationen dieses Tiers, während Әлем тауы [Der Weltberg] (2017) auf die Legende von einem Berg verweist, der die Steppe durchquert und dorthin wandert, wo das Land für ihn günstig ist.

Werke in der Ausstellung: Разговор с небом [Gespräch mit dem Himmel] (2020), Mischtechnik, alasha (Teppich) mit Acrylfarben bemalt, 158 × 327 cm; Кочевники [Nomaden] (2023), Wolle, Handweberei, 142 × 198 cm; Әлем тауы [Der Weltberg] (2017), Wolle, handgefertigter Filz, 250 × 140 cm. Courtesy Alibay Bapanov