Anne Samat

Anne Samat, Never Walk In Anyone’s Shadow #2 (2024) Courtesy Anne Samat
Anne Samats totemistische Skulpturen strahlen aus der Entfernung eine mythologische Monumentalität aus. Aus der Nähe betrachtet fällt es jedoch schwer, sich auf einen Punkt zu konzentrieren, da der Blick von der Komplexität der einzelnen Elemente kaleidoskopartig in tausend verschiedene Richtungen gelenkt wird. Ihr Ansatz, die Werke oft aus persönlichen Geschichten zu entwickeln oder an Protagonist*innen aus ihrem Leben anzulehnen, spiegelt den roten Faden wider, den sie in ihrer eigenen Existenz identifiziert: die Liebe. Als Verweis auf die südostasiatischen sonket- und pua-kumbu-Webtraditionen verwendet die Künstlerin Materialien wie Rattanstöcke, Unterlegscheiben, Perlen, Plastikschwerter, Küchenutensilien und Garn, die das klassische Kett- und Schussprinzip durchbrechen. In ihren Skulpturen zeigt sich oft die ewige Wiederkehr gewisser figuraler Haltungen – etwa ein Subjekt mit ausgebreiteten Armen –, was ihnen einen allegorischen Charakter verleiht und zugleich eine intime Subjektivität ausstrahlt. Aus einem bestimmten Blickwinkel heraus können Betrachter*innen eine Erzählung erahnen, die die persönliche Geschichte, die Auswirkungen der Migration, die Konsumkultur und die Darstellung von Gender miteinander verbindet; aus anderer Perspektive betrachtet begegnet man einem Avatar, der aus Discounter-Ware gefertigt und auf wundersame Weise mit einer unverständlichen Kraft ausgestattet ist – von der Hand der Künstlerin in weit mehr als die Summe seiner Teile verwandelt.
Werk in der Ausstellung: Wide Awake And Unafraid #3 (2025), Rattanstäbe, Küchen- und Gartenutensilien, Perlen, Keramik-, Metall- und Kunststoffornamente, handgewebter Wandteppich, 670 x 365 cm. Courtesy Anne Samat