Bekhbaatar Enkhtur

Bekhbaatar Enkhtur, Fountain (2023), Austellungsansicht Chì ghe pù Nissun!, Fondazione Elpis, Mailand, 2023. Foto: Fabrizio Vatieri
Bekhbaatar Enkhtur befasst sich in seinen Skulpturen mit der mythologischen und kulturellen Historie der großen mongolischen Steppen. Die Region, die im zwölften und dreizehnten Jahrhundert Europa und Asien verband und über Jahrhunderte hinweg den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch prägte, dient als Schlüssel zum Verständnis früher Beispiele von globaler Politik und Kulturtransfer. Enkhtur ignoriert bewusst das überstrapazierte Klischee der „großen“ mongolischen Nation, die nur aus mörderischen Barbaren bestand. Stattdessen erforscht er die Liebe der Mongol*innen zu Wissenschaft, Kunst und Theater, ihre zutiefst philosophischen Gebräuche bei Hofe und die Verbundenheit mit dem Konzept der Gastfreundschaft – auch gegenüber Reisenden aus Nationen, die nicht zum mongolischen Hoheitsgebiet zählten. Die für das Nomadenreich so wichtige Idee des Transitorischen ist ein zentrales Thema Enkhturs. Er verwendet formbares Material wie Ton oder Bienenwachs, das sich durch den Kontakt mit der Welt allmählich verwandelt. Für diese Ausstellung hat der Künstler einen Brunnen aus Bienenwachs gestaltet, mit dem er an ein bemerkenswertes Bauwerk erinnert, das der Mythologie zufolge am Regierungssitz von Möngke Khan errichtet worden sein soll. Es war von tierartiger Erscheinung und verfügte über einen integrierten Automaten, um mit Menschen zu reden, die sich ihm näherten. Dieses der Sprache mächtige und lebendig wirkende Wesen soll von engelsgleicher Schönheit und rätselhaftem Verhalten gewesen sein. Aus den Mäulern löwenartiger Figuren flossen verschiedene alkoholische Getränke und vergorene Stutenmilch für die Ange reisten, die den vierten Khagan der Mongol*innen zu treffen beabsichtigten. Vor diesem Hintergrund lässt sich der Brunnen als Symbol für die wissenschaftliche und technische Expertise sowie für die kosmopolitische Kultiviertheit und den Lebenskomfort der damaligen Zeit verstehen.
Produziert von Bekhbaatar Enkhtur und Haus der Kulture der Welt, 2025
Werk in der Ausstellung: Fountain (2025), Bienenwachs, Kunststoff, Kupfer, Maße variabel. Courtesy Bekhbaatar Enkhtur