Gail Mabo

Gail Mabo, Mabo Case 1 (2017). In Auftrag gegeben 2018 mit Mitteln von Thomas Bradley QC durch die Queensland Art Gallery | Gallery of Modern Art. Ausstellungsansicht, 23. Biennale von Sydney, rīvus, 2022, Museum of Contemporary Art Australia. Foto: Jodie Barker. © Gail Mabo / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Die Arbeiten von Gail Mabo rücken zeitgenössische Indigene Identität und insbesondere die Beziehung der Meriam zu Land, Meer und Himmel in den Fokus. Ihre künstlerische Praxis ist geprägt von ihrer Verbindung zu ihrem Vater Eddie Mabo, dessen Engagement beim Gerichtsprozess Mabo and Others versus Queensland (No. 2) zur Anerkennung Indigener Bodenrechte führte, womit die bisher gängige Praxis, das Land zur Zeit der britischen Besiedlung Australiens als terra nullius zu betrachten, außer Kraft gesetzt wurde. Diese Entscheidung des Obersten Gerichtshofs basierte in Teilen auf der Feststellung, dass existierende Indigene Gesetze als Grundlage für einheimische Besitzansprüche geltend gemacht werden könnten. Die Aufrechterhaltung der diesbezüglichen Überlieferungen liegt Mabos Arbeit zugrunde, die den Transfer kulturellen Wissens von einer Generation zur nächsten ins Zentrum stellt. Bei den hier ausgestellten Werken handelt es sich um eine Weiterführung der Serie Tagai (2017/2020/2021/2022). Mit ihren Karten bezieht sich die Künstlerin auf die nach dieser Schöpfungsgottheit benannte Sternenkonstellation. In der Installation zeichnet sich die Form eines Mannes ab, der auf einem Kanu steht. In der linken Hand hält er einen Speer, der den Torres-Strait-Insulaner*innen den Weg nach Süden weist, wenn sie zwischen den Inseln navigieren. Wegen der Position des Sternbilds am Himmel der südlichen Hemisphäre zeigt es auch an, wann die Zeiten des Pflanzens, Erntens und Jagens beginnen. Zu diesem Zweck wurde in der Region eine Technologie entwickelt, bei der Bambus, Schnur und Muscheln in bestimmten Formationen geschichtet werden, um bestimmte Routen oder Orientierungspunkte zu markieren; eingravierte Linien zeigen die Meeresströmungen an. Mabo verwendet Bambus aus einem Hain, den sie zusammen mit ihrem Vater gepflanzt hat, als dieser von 1967 bis 1981 als Gärtner an der James Cook University in Bindal und Wulgurukaba Country (Townsville, Queensland) tätig war. Der für die vier neuen Sternkarten verwendete Bambus wurde 2024 geerntet.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Gail Mabo und HKW, 2024–25
Werke in der Ausstellung: Tagai (2024–25), Bambus, Schnur, Muschel, 60 × 60 cm; Mabo Case 1 (2024–25), Bambus, Schnur, Muschel, 60 × 60 cm; Mabo Case 2 (2024–25), Bambus, Schnur, Muschel, 60 × 60 cm; Zenadth Kes (2024–25), Bambus, Schnur, Muschel, 60 × 60 cm. Courtesy Gail Mabo