Idas Losin

Idas Losin, In my world (2024–25). Courtesy Idas Losin
Idas Losin gehört dem Indigenen Volk der Truku und Atayal in Taiwan an; diese Abstammung ist Grundlage ihrer Arbeit. Die austronesischen Sprachen haben ihren Ursprung bei den Ureinwohner*innen Taiwans und breiteten sich über Jahrtausende durch Seewanderungen bis nach Rapa Nui/Osterinsel, Hawaiʻi, Aotearoa/Neuseeland, auf die Philippinen, nach Indonesien sowie bis nach Madagaskar aus, wo weiterhin verwandte Sprachen gesprochen werden. Diese Migration stellt die größte Ausbreitung einer Sprachfamilie neben der westlichen kolonialen Expansion dar. Doch nach mehreren Wellen der kulturellen Unterdrückung wird die historische Bedeutung Taiwans als sprachliche Heimat von Hunderten von Millionen Menschen, die heute über ein Drittel der Erdoberfläche verteilt sind, weitgehend ignoriert. Dieser geografische Kontext, in dessen Mittelpunkt Taiwan steht, konkurriert auch ideologisch und politisch mit einem anderen Kontext, der die Insel innerhalb (und zugleich am Rande) der chinesischen Einflusssphäre verortet. Das Werk der Künstlerin ist Teil ihrer Bemühungen, die Verbindung zu ihren Wurzeln wiederherzustellen und einen Beitrag zur Gestaltung einer zeitgenössischen taiwanesischen (Indigenen) Identität zu leisten. Losin bereiste die verschiedenen Teile der Welt, in denen austronesische Sprachen gesprochen werden, und übertrug ihre Eindrücke auf das Medium der Malerei – nicht zuletzt, um die Figur des europäischen kolonialen Entdeckers und privilegierten Reisenden als selbsternannten Beobachter und Interpreten der Welt vom Sockel zu stoßen. Ihr ortsspezifisches Wandgemälde, das das Publikum in der Ausstellung willkommen heißt, kombiniert mehrere existierende Werke zu einer einzigartigen, fluiden Landschaft. Hier prallen visuelle Referenzen aus scheinbar unterschiedlichen Welten aufeinander, verbunden durch sprachliche und kulturelle Erzählstränge, die die Ozeane wie eine Strömung durchziehen.
In Auftrag gegben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Idas Losin und HKW, 2024–25
Werk in der Ausstellung: In my world (2024–25), Acryl, 1,53 x 19,54 m Courtesy Idas Losin