Aufgewachsen auf den Philippinen, arbeitete Joar Songcuya wie viele seiner Landsleute zunächst als Matrose und Schiffsingenieur auf den Meeren dieser Welt. Aus den Gewässern und Hafenstädten, die er kennenlernte, spannte er ein Netz aus (See-) Verbindungen um den Globus. Als Zeitvertreib begann er seine Erfahrungen nach Schichtende auf der Leinwand festzuhalten. Auch wenn er heute nicht mehr auf dem Wasser arbeitet und sich hauptberuflich seiner Kunst widmet, spielt das Element weiterhin eine zentrale Rolle in seinem Schaffen. Bei der Betrachtung seiner Werke wird deutlich, wie unterschiedlich das Meer dem Mensch entgegentreten kann: als Sehnsuchts ort oder lebensbedrohliche Naturgewalt, als Raum der Einsamkeit oder der Freiheit. Diese Ambivalenz lässt sich auch in den hier gezeigten Werken wiederfinden. Während Pasipiko II (2021) mit dem pastell farbenen Himmel und dem mit kleinen Schaumkronen bedeckten seichten Meer den Anschein eines nahezu idyllischen Ortes erweckt, strahlt Atlantiko II (2021) die schiere Kraft und Gewalt des Ozeans aus, gemalt mit breiten Pinselstrichen und dunkleren Blautönen für die sich auftürmenden Wellen. Auch figürliche Darstellungen lassen sich im Œuvre des Künstlers finden, wie die Arbeit A Splash on Deck (2021), die eine Person bei der Arbeit auf dem Schiffsdeck zeigt. Zunächst scheinen Songcuyas Werke vor allem eine Auseinandersetzung mit der Naturgewalt „Wasser“ und seinen eigenen Erfahrungen als Seemann zu sein. Ordnet man sie jedoch in einen geopolitischen Kontext ein, eröffnen sich neue Welten, die Fragen nach kolonialen Kontinuitäten, philippinischer Arbeitsmigration, Staatenlosigkeit und den Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Meer anstoßen.

Werke in der Ausstellung: A Sea on Fire (2023), Öl auf Leinwand, 91,4 × 116,8 cm; Atlantiko II (2021), Öl auf Leinwand, 121.9 × 182,9 cm; Pasipiko II (2021), Öl auf Leinwand, 121,9 × 182,9 cm; The Sea Is Not A Quiet Place (2021), Öl auf Leinwand,  121,9 × 182,9 cm; A Splash on Deck (2021), Öl auf Leinwand, 91,4 × 60,9 cm. Courtesy Joar Songcuya