In einem Interview mit Cédric Fauq aus dem Jahr 2022 erklärt Julian Creuzet, dass er einen ikonoklastischen Ansatz bevorzugt: Den Fokus auf Technik und Material meidet er in seinen Arbeiten mit Skulptur, Video und Musik/Klang bewusst, setzt stattdessen auf den übergreifenden Blick, dem er ein höheres Potenzial zur Artikulation von Tiefe zuschreibt. Skulpturen spielen in Creuzets Praxis eine zentrale Rolle, verbunden mit einer beharrlichen Hinterfragung der Form und dem Wunsch nach einer sinnlichen Auseinandersetzung mit seinem Werk. So setzt er Gerüche ein, die eng mit der Erinnerung verbunden sind, oder Musik, die ein neues Publikum an die Orte der bildenden Kunst locken kann. Die für Creuzets Werk charakteristischen skulpturalen Arbeiten sind oft auf natürliche oder organische Formen, insbesondere solche mit Bezug zum Wasser, zurückzuführen und von urbanen, innerstädtischen Umgebungen geprägt. In den hier gezeigten Auftragsarbeiten nimmt Creuzets konzeptioneller Ansatz allerdings eine neue Wendung. Der Künstler setzt sich mit dem Erbe von Lourenço da Silva Mendonça auseinander und geht hier über einen universalistischen Abolitionismus hinaus, der zumeist der Handlungsmacht versklavter und rassifizierter Menschen zu wenig Beachtung schenkt. Lourenço da Silva Mendonça war einer der ersten, der in Europa öffentlich für die Abschaffung der Versklavung eintrat. Nach Jahren des Exils und Forschungsreisen durch Brasilien, Portugal und Spanien leitete er im Jahr 1684 ein Strafverfahren gegen europäische Nationen ein, die in den Handel mit versklavten Menschen verwickelt waren. Dieses Verfahren veranlasste aller Vermutung nach Papst Innozenz XI., am 20. März 1686 die Versklavung zu verurteilen.

Skulpturen in Auftag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Julien Creuzet, 2025

Werke in der Ausstellung: head gently placed against head, we were two, we, together foam sweat on the branches, we were so much more, you think we were Moors, we were air sigh in the lair of your crowned heads, sigh, let us float (...) (2025), Skulptur; lasergeschnittener Stahl, Karton, Kunststoff, Textilfäden, Elektro- und Aluminiumdrähte, Holz, Acrylfarbe, 269 × 151 × 70 cm; can we escape, elsewhere, through the door of sequestrations, can we let the gaze observe the distance, when where we are will never exist again. wandering, on the ocean horizon. My body before his body, his body before his body, his body well before his body, like a great madness of tears (…) (2025), Skulptur; Stahl, Kaffe e, Plastikflasche, Kondom, Taschentuch, Elektrodraht, Kunststoff, Textilfäden, Karton, 230 × 206,5 × 40 cm; They broke (…) to soften my body (2021), Video, HD-Farbbild mit Ton, 21 12". Courtesy Julien Creuzet & Andrew Kreps Gallery, New York; DOCUMENT, Chicago, Lisbon; Mendes Wood DM, São Paulo, Brussels, Paris, New York