Maria Madeira

Maria Madeira, Journey (Dalan Halao) (2006). Foto: Phillip Irwin
Maria Madeira verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Osttimor, bevor sie 1975 mit ihrer Familie vor der indonesischen Invasion floh und ab 1976 in einem Geflüchtetencamp am Rand von Lissabon lebte. 1983 wanderte die Familie nach Australien aus, 2000 kehrte Madeira für vier Jahre in das nun unabhängige Osttimor zurück. In ihrer Biografie eng mit der (Leidens-)Geschichte des Landes verbunden, nutzt die Künstlerin in ihrer Praxis häufig tais, timoresische Stoffe, die traditionell von Frauen hergestellt werden. Diese Gewebe aus handgesponnener Baumwolle sind in ganz Osttimor verbreitet, unterscheiden sich jedoch je nach Region, Hersteller*in und Anlass in ihrer Gestaltung. Sie werden nicht nur als Kleidung getragen sondern finden auch in Zeremonien wie Hochzeiten, als Gastgeschenke, früher auch im Tauschhandel Verwendung. Die Geschichte der jungen Nation lässt sich an den unterschiedlich gewebten Erscheinungen der tais ablesen, die von Indigenen Formensprachen bis hin zu christlichen, in der portugiesischen Kolonialzeit importierten Motiven beeinflusst sind. Gemeinsam ist allen tais die enge Verbundenheit mit der kulturellen Identität der Osttimores*innen – eine Identität, die nie gänzlich verloren war, die sich die Menschen nach der offiziellen Unabhängigkeit 2002 aber erst wieder aneignen mussten. Im Rahmen der Ausstellung zeigt Madeira mehrere Arbeiten, für die sie neben den tais weitere in Osttimor heimische Materialien wie Betelnuss und natürliche Pigmente nutzt. Diese Materialien dienen als Verbindungen zwischen Tradition und zeitgenössischer Kunst, zusammen erzählen sie Geschichten, die sowohl für die Einwohner*innen Osttimors als auch Gesellschaften aus dem Rest der Welt zugänglich sind.
Werke in der Ausstellung: Loron Loron (Day by Day) (2022), Sonnenlicht, tais, Textilschutzmittel, 186 × 293 cm; My Mother’s Fingerprints (Hau Nia Ama Nia Liman Fatin) (2022), Sonnenlicht, tais, Textilschutzmittel 147 × 192 cm; Grupo Coral Sol Nascente (Sunrise Choir) (2023), Sonnenlicht, tais, Textilschutzmittel, 89 ×128 cm; Refugee Camp (2020), Gesteinspulver, rote Erde, Betelnuss, Baumwolle, Gaze, Betadine, Leim, Schellack, Tinte, Versiegelungsmittel auf Leinwand, 70 × 115 cm; Kladalak Suli Mutuk (Where the Water Flow To Gather) (2019), Mischtechnik auf Papier: Acryl, Betelnuss, rote Erde, Betadine, Leim, Versiegelungsmittel 70 × 50 cm; Journey (Dalan Halao) (2006), Mischtechnik auf Leinwand: Acryl Pastell, Impasto-Gel, Gesso, Leim, tais, Versiegelungsmittel, 61 × 91 cm. Courtesy Maria Madeira und Anna Schwartz Gallery