Musquiqui Chihying

Musquiqui Chihying, The Link (2024–), Videostill © Musquiqui Chihying / VG Bild-Kunst, Bonn 2025. Courtesy Musquiqui Chihying
In seinen Arbeiten knüpft Musquiqui Chihying immer wieder Verbindungen zwischen den östlichen und westlichen Anrainern des afroasiatischen Ozeans. So hat er im Lauf der Zeit eine komplexe Erzählung gewoben, die sich um digitale Technologie, Biopolitik, Kolonialgeschichte und neoimperialistische Präsenz dreht – allesamt reguliert durch die modernen Codes von ökonomischer Entwicklung, Expansion und Wettbewerb. Ein Bindeglied, das dieses historische, wirtschaftliche und geopolitische Netz globaler Verbindlichkeiten durchzieht, sind Seekabel, die den überregionalen Handel und Informationsaustausch erleichtern. Mit The Cable (2024–25) zeigt der Künstler ein Stück eines Telegrafenkabels aus Taiwan aus der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) als 3D-Druck. Das 1999 auf dem Meeresgrund gefundene Kabel ist heute Teil der Sammlung des National Science and Technology Museum in Kaohsiung. Die Nach bildung wird von Querschnittzeichnungen flankiert, die die inneren Strukturen von Seekabeln darstellen und gleichzeitig an die geometrische Komposition afrikanischer Masken aus verschiedenen Kulturen erinnern. Die Ähnlichkeit zwischen diesen Masken und den Kabelabschnitten veranschaulicht die Kontinuität von kolonialen Plünderungen im großen Stil, die oft genug unter dem Deckmantel der Kooperation sowie des technologischen und wirtschaftlichen Fortschritts stattfinden und doch nur die herablassende Haltung des colonial gaze verraten. In The Link (seit 2024) beschäftigt sich Chihying mit Überwachungs- und Disziplinierungstechnologien, um den unsichtbaren Verbindungen zwischen vergangener und gegenwärtiger Hegemonie auf den Grund zu gehen. Im frühen 19. Jahrhundert ließ das britische Empire chinesische Zwangsarbeiter*innen auf den ostafrikanischen Inseln porträtieren, um sie besser überwachen zu können. Ihr Echo findet diese Praxis bei Chihying in den Algorithmen zur Gesichtserkennung, die den „Smart City“-Projekten chinesischer Technologieunternehmen im Rahmen der Belt and Road Initiative (ab 2013) zugrunde liegen.
In Auftrag gegeben von der Hong Foundation, produziert von Musquiqui Chihying und Haus der Kulturen der Welt, 2024–25
Werke in der ausstellung: The Link (2024–), 3-Kanal-Videoinstallation, 30 00"; The Cable (2024–25), Installation mit sechs Grafitzeichnungen, je 42 x 42 cm, und einem 3D-gedruckten Objekt, ca. 50 × 10 × 10 cm. Courtesy Musquiqui Chihying und Hong Foundation