Narcisa Chindoy
![Narcisa Chindoy, Untitled/Chumbe Kamëntšá [Kamëntšá-Schärpe] (frühes 21. Jh.), Aussschnitt. Foto: Tim Gassauer/HKW](https://www.hkw.de/magnoliaPublic/.imaging/mte/hkw-de/small/dam/hkw-de/images/2025/Musafiri/artist-pages/narcisa-chindoy-untitled-chumbe-kamentsa_01.jpg/jcr:content/narcisa-chindoy-untitled-chumbe-kamentsa_01.jpg)
Narcisa Chindoy, Untitled/Chumbe Kamëntšá [Kamëntšá-Schärpe] (frühes 21. Jh.), Aussschnitt. Foto: Tim Gassauer/HKW
Narcisa Chindoy, eine Weberin der Kamëntšá-Nation, entstammt einer bekannten Familie von Textil-produzent*innen, Chiefs und Ayahuasca-Taitas (Schaman*innen). Für dieses Werk entwarf sie eine weit längere Version der Schärpen, die im kolumbianischen Sibundoy-Tal getragen werden. Traditionelle Motive, die für Tiere, Orte und Ideen stehen, dienen ihr als Grundlage für ein Schriftsystem, das die Geschichte des Tals erzählt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Territorien der Kamëntšá von den Inkas, den Spanier*innen, den kolumbianischen Siedler*innen und in den letzten Jahrzehnten von verschiedenen Gruppierungen des Drogen- und Bürgerkriegs besetzt, der dem Gebiet stark zugesetzt hat. Die „Partitur“, die sich auf der Schärpe entfaltet, ist ein künstlerischer Akt des Widerstands, des Schreibens der eigenen verdrängten Geschichte. Chindoy mobilisiert verfügbare Ressourcen wie Symbole, Web-Traditionen und Erzählungen, um eine kämpferische Sprache mit einzigartigem Vokabular und spezifischer Grammatik zu komponieren. Darüber hinaus lässt sich das Werk in Bezug zur Rolle ihrer Familie als Begleiter*innen auf spirituellen Reisen lesen, die mithilfe der Ayahuasca-Medizin unternommen werden. Den physischen Grenzen zum Trotz, die das eigene Leben und die historischen Umstände einem auferlegen, bietet die Ayahuasca-Praxis die Möglichkeit, in die Ferne zu reisen und sich nach Belieben zu verwandeln. Die Rolle dieser Praxis, die immer wieder verschiedenen Wellen des kolonialen Völkermords, insbesondere in den katholischen Missionen in Putumayo, widerstanden hat, harrt immer noch der Anerkennung.
Werk in der Ausstellung: ohne Titel / Chumbe Kamëntšá [Kamëntšá-Schärpe] (frühes 21. Jahrhundert), gewebter Stoff, 1700 × 7 cm. Privatsammlung